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Winner-takes-it-all-Effekt

Der Winner-takes-it-all-Effekt erklärt, warum der FC Bayern fast immer Deutscher Meister wird oder wenige Schauspieler:innen mega erfolgreich sind, während die große Masse am Existenzminimum kratzt. Er erklärt auch, warum viele „Erfolgsgeheimnisse“ nicht funktionieren.

Was ist der Winner-takes-it-all-Effekt?

Zunächst einmal ist der Winner-takes-it-all-Effekt ein statistisches Phänomen in vielen verschiedenen Bereichen. Der Winner-takes-it-all-Effekt beschreibt eine exponentielle Konzentration bei einer kleinen Menge, während die große Masse sich den kleinen Rest teilt. Es kann sich dabei um Personen, Unternehmen, aber auch Baumarten handeln. Die sind begrenzt. Die Merkmale sind z.B. Geld, Erfolg, Reichweite. Diese sind im Prinzip unbegrenzt.

Der Winner-takes-it-all-Effekt beschreibt eine exponentielle Konzentration bei einer kleinen Menge, während die große Masse sich den kleinen Rest teilt
Der Winner-takes-it-all-Effekt beschreibt eine exponentielle Konzentration bei einer kleinen Menge, während die große Masse sich den kleinen Rest teilt

Das Prinzip gibt es aber schon sehr lange. In der Bibel heißt es beispielsweise: Wer hat, dem wird gegeben. Der Volksmund sagt: Der Teufel scheißt auf den größten Haufen. Und auch die Filmindustrie hat das Thema in Highlander aufgegriffen: Es kann nur einen geben!

(Gegen-)Beispiele für Winner-takes-it-all-Phänomene

Gegenbeispiele Winner-takes-it-all-Effekt

Schauen wir uns zuerst einmal Gegenbeispiele an. Das extremste Beispiel ist die Gleichverteilung. Die kommt ziemlich selten vor. Ein Beispiel sind (demokratische) Wahlen. Dort hat jede Person genau eine Stimme. Jede:r stimmberechtigte deutsche Bundesbürger:in hatte so bei der Bundestagswahl 2021 einen Anteil von 1/60.400.000 am Ergebnis, egal wie arm oder reich er oder sie war.

Wesentlich häufiger kommt die sog. Normalverteilung vor. Weil die aussieht wie eine Glocke, nennt man sie auch Glocken- oder Gauss-Kurve (der hat sie „entdeckt“). Beispiele dafür sind die Körpergröße, Intelligenzquotient, Lebenserwartung, Wochenarbeitszeit oder auch die Einkommen in Berufen, in denen hauptsächlich die Arbeitszeit vergütet wird (also die meisten Angestellten, Selbstständige, Beamt:innen, Politiker:innen usw.)

Die meisten befinden sich in der Mitte. Zu den Extremen hin sind es immer weniger.

Beispiele Winner-takes-it-all-Effekt

Ein interessantes Beispiel für das Winner-takes-it-all-Prinzip ist der persönliche CO²-Fußabdruck. Die meisten Menschen haben einen sehr geringen Abdruck. Die leben allesamt in armen Ländern. Jeff Bezos soll einen Fußabdruck von 2.000 Tonnen im Jahr haben. Das wäre also das 180-Fache eines:einer durchschnittlichen Deutschen und 1.000 Mal mehr als ein:e Inder:in emittiert. 125 Milliardäre emittieren so viel CO² wie Frankreich.

Die meisten Beispiele jedoch haben etwas mit Geld zu tun. Die Vermögensverteilung auf der Welt ist extrem. Die acht reichsten Menschen dieser Welt (allesamt weiße Männer) sollen ein Vermögen haben, das so groß ist wie das der ärmeren Hälfte der Menschheit. Auch bei Tech-Unternehmen finden wir extreme Konzentrationen. Google und Facebook haben einen Anteil am amerikanischen Online-Werbemarkt von über 40%. 90% aller deutschen Suchanfragen laufen über Google. Auf 75% aller Computer weltweit läuft Windows.

Es gibt jedoch noch einen anderen, für uns viel interessanteren Bereich dieses Prinzips: Die Einkommen in Berufen, in denen hauptsächlich ein „Werk“ (im weitesten Sinne) vergütet wird. Das sind z.B. Sportler:innen, Schriftsteller:innen, Unternehmer:innen, Influencer:innen, Musiker:innen, Künstler:innen. Wobei auch hier wieder mehr Männer mehr Einkommen erzielen. Ihre Leistung lässt sich nur schwer bemessen. In der Regel legt ein „Markt“ ihren Wert fest: Kunstmarkt, Sportmarkt, Musikmarkt.

In diesen Bereichen erhalten wenige Ausnahmen exorbitante Einkünfte. Die große Masse krebst häufig am Existenzminimum herum. Diese wenigen Ausnahmen überstrahlen jedoch alles und jede:n. So glauben viele, dass alle Sportler:innen, Schauspieler:innen wahnsinnig reich sind. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. So kommt es zu einer Wahrnehmungsverzerrung, die dazu führt, dass noch viel mehr junge Menschen in diese „Berufe“ wollen.

Die Plattform-Ökonomie bei Facebook, Instagram oder TikTok sind ebenfalls von dem Winner-takes-it-all-Effekt gekennzeichnet: Wenige Profile erzielen eine gigantische Reichweite und Followerschaft. Wohingegen die meisten Profile über eine drei- bis vierstellige Zahl von Follower:innen nicht hinauskommen.

Die Ursache für den Winner-takes-it-all-Effekt

Wissenschaftlich nennen wir das success breeds success.

Erfolg verursacht Erfolg.

Hierzu gibt es tatsächlich wissenschaftliche Untersuchungen. Im Kern handelt es sich um einen sog. (ak)kumulativen Vorteil. Das heißt, wer einmal auf der Bestsellerliste landete, hat beim nächsten Mal eine größere Sichtbarkeit, wird öfter besprochen, eingeladen und so verkauft sich auch das zweite Buch (in der Regel) sehr gut. Wer 50 Millionen Follower bei Insta hat, erhält aufgrund der Funktionsweise der Plattform spielend weitere Millionen hinzu. Wer reich erbt, kann das Geld anlegen oder investieren und so seinen Reichtum viel einfacher mehren.

Im Unternehmenskontext gilt häufig die 1%-Regel.

Sie besagt: Du musst dauerhaft nur 1% besser sein als deine Konkurrenz, um langfristig den gesamten Markt zu beherrschen. Viele Karriereratgeber erklären diese Regel unreflektiert als goldener Weg zu Aufstieg, Macht und Geld. Im Folgenden zeigen wir, warum du besser nicht darauf setzen solltest.

Was braucht es für Erfolg in Nicht-/Winner-takes-it-all-Umgebungen?

Erfolg und Geld wollen wir (fast) alle. Der Weg dahin führt für viele über eine Karriere. Viele hoffen jedoch auch, einen Bestseller zu landen oder als Influencer:innen groß rauszukommen. Manch ein:e Selbstständige:r hofft vielleicht auf den großen Durchbruch in den sozialen Netzwerken, um darüber ein skalierbares Angebot zu verkaufen.

Dafür bucht man dann ein teures Coaching oder Seminar.

Wie wir aber oben gesehen haben, haben nur die allerwenigsten durchschlagenden Erfolg. Die allermeisten bleiben bei dem Rennen auf der Strecke. Schauen wir uns an, warum das so ist.

Erfolgskriterien in Nicht-Winner-takes-it-all-Umgebungen

Wer als Arzt:Ärztin, Beamte:r, „normale:r“ Angestellte:r Erfolg haben will, sollte vor allem auf BILDUNG setzen. Hier ist der Zusammenhang am besten nachgewiesen. Außerdem brauchst du für die meisten Berufe bestimmte Mindestqualifikationen. Sie sind quasi eine Eintrittshürde. Es lohnt sich hier aber auch besonders, sich lebenslang weiterzubilden.

Der zweite wichtige Faktor ist GESUNDHEIT. Da du deine Arbeitskraft verkaufst, bist du auf sie und damit deine Gesundheit angewiesen. Das ist der Grund, warum so viele schwer kranke Menschen meist arm sind. Du verkaufst deine Arbeitskraft direkt. Das heißt, für jede Stunde, die du mehr arbeiten kannst, bekommst du mehr Geld. Wenn du also mit einer starken Gesundheit gesegnet bist und z.B. keinen Unfall hattest, stehen deine Chancen auf Erfolg wesentlich besser.

DISZIPLIN ist ebenfalls gut. Wenn du diszipliniert bist, gelingt es dir eher, Tiefen auszuhalten und langfristig auf (d)ein Ziel hinzuarbeiten. Grundsätzlich helfen dir die klassischen Tugenden gut weiter. Aber auch Kreativität ist hilfreich. Wenn du als Unternehmer:in pfiffige Ideen gut umsetzt, wirst du wohl erfolgreicher sein als deine unkreative Konkurrenz. Eine Strategie und ein Plan sind ebenfalls nützlich.

Zuletzt sollten wir KONTAKTE nicht vergessen. Vitamin B entscheidet darüber, ob du den Job bekommst oder nicht. Kontakte öffnen Türen, die ohne sie verschlossen blieben. Kontakte bringen dir womöglich auch lukrative Aufträge oder Geldgeber:innen.

Erfolgskriterien in Winner-takes-it-all-Umgebungen

Auch wenn es niemand gern hört, aber der Hauptfaktor hier ist GLÜCK. Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee gehabt zu haben oder dem richtigen Manager bzw. der richtigen Managerin das Demotape zu schicken, verändert alles. Genauso ist es Glück, wo du geboren wurdest. Wenn du in eine reiche, weiße Familie in Europa geboren wurdest, stehen deine Chancen, der bestbezahlte Tennisspieler der Welt zu werden, viel größer, als wenn du im Slum von Dhaka aufwächst.

In den meisten dieser „Berufe“ brauchst du viele Kreativität und Inspiration. Selbstbewusstsein hilft dir, deine verrückten Ideen zu verbreiten, zu veröffentlichen, niederzuschreiben oder auf der Bühne zu performen.

Die meisten Schauspiel- oder Gesangskarrieren brauchten als Katalysator die richtigen Kontakte. Wenn die großen Studiobosse (meistens wieder Männer) den Daumen senken oder dich nicht promoten, kannst du Talent und Ideen haben, wie du willst. In aller Regel wird nix.

Aufmerksamkeit und Reichweite in den sozialen Netzwerken hilft vor allem Künstler:innen sichtbarer zu werden. Die Netzwerke haben so gesehen die Macht der Studiobosse und Gatekeeper gebrochen oder zumindest begrenzt. Wenn du aus welchen Gründen auch immer bereits eine gewisse Reichweite hast, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass deine Ideen gesehen werden als ohne sie. Wer einmal 100 Millionen Follower:innen bei Insta hat, kann (fast) alles verkaufen und zu Geld machen.

Klar, du brauchst auch Ausdauer, Disziplin, Gesundheit usw. um z.B. als Sänger:in eine Welttournee durchzuhalten oder als Fußballprofi jahrelang in den Topligen zu bestehen. Doch das sind eher Bedingungen. Ohne Talent kannst du 20 Stunden am Tag Geige üben. Du wirst vermutlich nie der oder die bestbezahlte erste Geige der Welt.

Ein Punkt, den die meisten ebenfalls meistens vergessen, ist das Vermögen beim Winner-takes-it-all-Effekt. Susanne Klatten halt als BMW-Erbin nichts für ihren obszönen Reichtum getan. Sie hatte einfach das Glück, in die „richtige“ Familie geboren worden zu sein. So geht es übrigens den allermeisten Reichen. 65% der deutschen Milliardäre haben ihren Reichtum geerbt, nicht erarbeitet.

Warum „Erfolgsrezepte“ in Winner-takes-it-all-Umgebungen nicht funktionieren

Die oben beschriebenen Faktoren, die in solchen Umgebungen zu Erfolg führen: Glück, der richtige Zeitpunkt, Erbschaften, Kontakte sind nicht reproduzierbar. Sie sind halt einfach zufällig. Anders verhält es sich mit „Erfolgsfaktoren“ wie Bildung, Strategie oder Disziplin. Diese sind reproduzierbar. Sie spielen in den Winner-take-all-Umgebungen aber entweder gar keine oder eine untergeordnete Rolle.

Ein weiterer Punkt betrifft soziale Netzwerke und Plattformen. Sie begünstigen die Konzentration. Reichweitenstarke Kanäle erhalten zusätzliche Reichweite. Es handelt sich um einen sich selbst verstärkenden Prozess. Dazu gibt es bereits in der Bibel einen Vers: Wer hat, dem wird gegeben. Wer hohe Reichweite zu einem Thema hat, wird diese grds. Behalten, so lange er oder sie regelmäßig postet. Neue Inhalte zu dem Thema haben es dagegen schwerer. Vermeintliche Erfolgsrezepte, um auf Social Media durchzustarten, sind also ihr Geld meist nicht wert.

Wie es besser geht

Erst mal solltest du dein eigenes Umfeld und die Kriterien prüfen. Also was hast du alles bereits bzw. was bringst du alles mit.

Wichtig: Check your privilegs!

Auf die Haben-Seite gehört das stabile Rechts- und Eigentumssystem in Deutschland wie dass du aus einem Akademikerhaushalt (oder eben auch nicht) kommst.

Entscheide danach, was dir wichtiger ist:

  1. Die unwahrscheinliche Aussicht auf großen Erfolg und die Gewissheit, dass du wahrscheinlich knapp über oder unter dem Existenzminimum lebst.
  2. Die Sicherheit/Gewissheit, bescheidenen Erfolg erzielen zu können, der jedoch nach oben klar begrenzt ist. Es gibt hier kein richtig oder falsch. Es hängt von dir ab. Beantworte die Frage aber absolut ehrlich

Wenn du eher zu 2. (Nicht-Winner-takes-all-Umgebung) tendierst:

  • Bildung. Bildung. Bildung.
  • Entwickle Strategien und Pläne (Karriere, Finanzen, Altersvorsorge usw.).
  • Erhalte deine Gesundheit/Arbeitskraft.
  • Baue in der Branche notwendige Fertigkeiten/Fähigkeiten aus.
  • Kultiviere Zufriedenheit.

Tendierst du eher zu 1. (Winner-takes-all-Umgebung):

  • Wirf alle Erfolgsrezepte über Bord.
  • Vergiss Pläne und Strategien.
  • Kommuniziere und knüpfe/pflege Kontakte.
  • Kultiviere Inspiration und Kreativität.
  • Übe dich in maximaler Bescheidenheit.
  • Frage dich: Was brauche ich (finanziell) wirklich?
  • Lege demütigen Optimismus an den Tag: Eigentlich weißt du, dass es nicht funktionieren wird. Finde dich damit ab, dass du höchstwahrscheinlich nie zu den Gewinner:innen gehören wirst. Glaube dennoch daran und freue dich umso mehr, wenn es funktioniert. Hat es geklappt, behalte im Kopf, dass du zum größten Teil Glück gehabt hast.
  • Setze dich vorher damit auseinander, woraus du Selbstachtung, Zufriedenheit, Freude, Erfüllung ziehst.
  • Nutze das Konzept der Serendipität. Bleibe für alle Möglichkeiten offen, ohne festen Plan. So kannst du am ehesten Chancen erkennen und ergreifen.

Wir hoffen dieser Artikel Winner-takes-it-all-Effekt hat dir gefallen. Wenn ja freuen wir uns sehr. Wenn du mehr von und unserem täglich tun wissen möchtest – buche gern ein Kennlerngespräch.

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