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Ratgeber: Persönliche Notfallvorsorge

Die persönliche Notfallvorsorge ist das dritte Element neben der finanziellen Notfallvorsorge (Versicherungen) und der organisatorischen Notfallvorsorge (Vollmachten, Patientenverfügung und Co.), um auf einen Ernstfall vorbereitet zu sein. Wir erklären, warum die wichtig ist, wie du sie angehst und was du konkret unternehmen solltest.

Persönliche Notfallvorsorge – Warum sich damit beschäftigen?

In Zeiten voller Supermarktregale und täglicher Lieferung dank Amazon Prime schien es unmöglich, dass es mal etwas nicht oder nicht sofort gibt. Und wenn etwas passieren sollte, dann springt schon der Staat in Form der Feuerwehr oder des THW ein. Spätestens seit dem Ausbruch der Pandemie, der Flutkatastrophe im Ahrtal und dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine wissen wir: Das war eine Scheinsicherheit.

Auch zukünftig kann und wird die lokale Versorgung aufgrund von Wetterextremen oder einem flächendeckenden Stromausfall zusammenbrechen.

Wenn der Staat an seine Grenzen kommt

Bei einer großflächigen oder umfassenden Katastrophe oder Krise kommt die Versorgung durch den Staat an seine Grenzen. Wenn ein Stromausfall eine ganze Stadt lahmlegt, kannst du weder Geld abheben noch im Supermarkt einkaufen, weil die Kassen zu sind. Wenn ein ganzer Landstrich in den Fluten versinkt, kann es Tage dauern, bis Hilfe zu dir gelangt. Hier ist das Gebot: Eigenverantwortung!

Überstehen bis Hilfe kommt

Die persönliche Notfallvorsorge sollte das Ziel haben, einige Tage – im besten Fall 2 Wochen- ohne Hilfe von außen überleben zu können. Viele denken bei dem Thema an irre Prepper, die sich auf den Weltuntergang mit Vorräten für ein Jahr eindecken und einen Bunker gegen die Zombie-Apokalypse bauen. Darum geht es nicht. Sofern die Welt nicht tatsächlich aufgrund eines Asteroiden oder weil jemand den großen roten Knopf drückt, vollständig verwüstet wird, kannst du davon ausgehen, dass der Staat nach einiger Zeit in der Lage ist, dich zu retten oder dir zu helfen. Bis dahin solltest du durchhalten können.


Persönliche Notfallvorsorge – Wie erstellen?

Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt (zur Besserung). Deswegen: Beschäftige dich überhaupt mit dem Thema! Du brauchst kein mehrtägiges Survival-Bootcamp in den brandenburgischen Wäldern. Es reicht, wenn du dir unseren Beitrag durchliest und bei offiziellen (!) Stellen seriöse Informationen einholst. Eine gute erste Adresse dafür ist unserer Einschätzung nach das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Du solltest besser nicht bei Youtube danach suchen, da dir dann schnell obskure Kanäle angezeigt werden, die meisten dann tatsächlich von Preppern betrieben werden.

Was brauchst du?

Die persönliche Notfallvorsorge ist auch dafür da, dass du dir im Klaren darüber bist, was DU bzw. IHR im Notfall wirklich braucht. Das ist natürlich höchst individuell. Du hast Haustiere? Dann denk auch an sie. Du hast Kinder? Dann brauchst du mehr und andere Vorräte. Du hast eine chronische Erkrankung? Dann sollten natürlich ausreichend Medikamente vorrätig sein. Überlege, was im Katastrophenfall nicht mehr funktioniert. Auch das hängt etwas von den Gegebenheiten vor Ort ab. Gibt es vor Ort beispielsweise ein Notstromaggregat, kannst du bei ausreichend Benzin weiterhin Strom erzeugen

Überblick verschaffen

Verschaffe dir einen Überblick über deine persönliche Ausstattung. Was ist schon da, was du im Ernstfall brauchst? Es macht ja keinen Sinn, jetzt plötzlich alles neu zu kaufen, wenn du schon manches da hast. Gerade bei Lebensmitteln sind manche schon sehr gut ausgestattet. Bei anderen findest du wiederum nur Senf und Licht im Kühlschrank. Hier ist der Nachholbedarf größer.

Vorräte anlegen

Bei den Lebensmittelvorräten solltest du nur kaufen, was du ohnehin verbrauchst. Zwar halten sich bestimmte Lebensmittel lang bis ewig, es ist aber sinnvoller, einen „lebenden“ Vorrat anzulegen. Das heißt, statt einer Nudelpackung hast du vier oder fünf. Diese hast du immer da. Wenn du dir das nächste Mal Nudeln machst, nimmst du die älteste Packung und füllst anschließend wieder auf. Kaufst du irgendwelche Konserven, die du nie isst, sind diese auch irgendwann drüber.

Hauptproblem: Stromausfall

Deine persönliche Notfallvorsorge muss definitiv das größte Problem bedenken. Das schwerwiegendste Problem, vor allem in der Stadt, ist ein Stromausfall. Plane also so, dass du ohne Strom zurechtkommst. Kochen kannst du mit einem Campingkocher. Licht machen kannst du mit Kerzen und Taschenlampen. Handy aufladen kannst du mit Solarpanels oder Kurbelakkus.

Wissen wo was ist

Es ist gut, wenn du alles hast, was du brauchst. Noch besser ist es, wenn du im Ernstfall auch weißt, wo was zu finden ist. Wenn es dunkel ist, macht es sich schlecht, wenn du ewig die Taschenlampe suchen musst. Wenn du schnell evakuiert werden musst, solltest du nicht ewig deine wichtigsten Dokumente zusammensuchen müssen.

Checkliste

Wenn du an die konkrete Umsetzung gehst, solltest du eine Checkliste anlegen. Sie hilft dir, bei der Ersteinrichtung an alles zu denken. Außerdem hilft sie dir, später den Überblick zu behalten, wenn Vorsorge anpasst oder ausbaust.

Warn-Apps

Ein weiteres wichtiges Instrument für deine persönliche Notfallvorsorge sind Warn-Apps. Sie informieren dich über Gefahren- und Bedrohungslagen. Es gibt viele verschiedene Warn-Apps. Wir finden die folgenden wichtig und sinnvoll:

  • Notfall-Informations- und Nachrichten-App des BBK (kurz NINA)
  • Katastrophen-Warn-App des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (kurz KATWARN)
  • Warn-Wetter-App des Deutschen Wetterdienstes

Persönliche Notfallvorsorge – Was ist zu tun?

Ausgehend von unseren obigen Überlegungen können wir sagen, was im Katastrophenfall fehlt: Strom, Lebensmittel, Wasser, Brennmaterial, Benzin etc. Also musst du dich für diesen zeitweisen Mangel mit deiner persönliche Notfallvorsorge wappnen.

Lebensmittel

Wenn wir nichts trinken, verdursten wir spätestens nach drei Tagen. Doch schon vorher sind wir durch die Dehydrierung derart geschwächt, dass wir kaum mehr zu körperlicher Anstrengung in der Lage sind. Für den Fall, dass die Trinkwasserversorgung zusammenbricht oder z.B. durch einen Chemieunfall verseucht wird, brauchst du also Wasservorräte. Du solltest mit min. 2l pro Tag und Person rechnen. Am besten eignet sich stilles Mineralwasser in Plasteflaschen. Lagerst du diese kühl und vor Sonnenlicht geschützt, hält das praktisch ewig.

Ausreichend Nahrungsvorräte sind da schon komplexer. Ein Vorratsrechner hilft dir, die richtige Menge und Zusammensetzung zu ermitteln. Grundsätzlich sollten deine Vorräte nur aus Lebensmitteln bestehen, die du sowieso irgendwann isst. Die Vorräte sollten aus möglichst langhaltbaren Lebensmitteln bestehen. Das sind Konserven und trockene oder anderweitig haltbar gemachte Sachen. Hierzu gehören Gemüsekonserven, Obstkonserven, passierte Tomaten, Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen), Getreideprodukte (Haferflocken, Buchweizen, Quinoa, Hirse, Reis, Bulgur usw.), Mehl, Knäckebrot/Zwieback, Trockenfrüchte. Gut gelagerte Kartoffeln und Zwiebeln halten sich mehrere Wochen. Auch Nüsse sind ein guter und wertvoller Energielieferant, der sich sehr lange hält. Ergänzt wird das Ganze durch Fette und Öle.

Wenn du tierische Produkte isst, kannst du deine Vorräte noch um Fischkonserven und andere haltbare Wurstwaren sowie Milch ergänzen. Vegetarier*innen und Veganer*innen müssen entsprechend Ersatz organisieren.

Frisches Obst und Gemüse ist ein Problem, da es nur kurz haltbar ist. Ein Trick, um dennoch ausreichend Vitamine zu bekommen, sind Multivitamintabletten. Das steht zwar in keinem Ratgeber, aber wir finden Süßigkeiten gut und wichtig. Sie haben eine sehr hohe Energiedichte, sie sind Seelentröster und halten ebenfalls sehr lang. Die ein oder andere leckere Tafel Schokolade solltest du also auch da haben.

Hausapotheke

Auch ohne Katastrophen kann es sein, dass du mal Medikamente oder Verbandszeug brauchst. Eine gut sortierte Hausapotheke und ein Erste-Hilfe-Kasten sollten also die Standardausrüstung jedes Haushalts sein. Da gehören rein: Verbandsmaterial, Desinfektionsmaterial, Schmerzmittel, Fiebersenker, Mittel gegen Magen-Darm-Probleme, gegen Erkältung, Sonnenschutz, Fieberthermometer, Pinzette, Masken, Handschuhe. Nimmst du aufgrund von bestehenden Krankheiten Medikamente, achte auf einen großen Vorrat davon. Das Ganze lagerst du dunkel und kühl, also NICHT im Bad. Schaue die Medikamente regelmäßig durch und entsorge abgelaufene Medikamente konsequent.

Dokumente

Wenn du bereits deine Vorsorgevollmacht und Co. Geregelt hast, dürfest du diesen Punkt schon erfüllen. Wenn du das noch nicht erledigt hast, wird es Zeit! In jedem Fall sollten deine wichtigsten Dokumente schnell griffbereit und auffindbar sein. Die wichtigsten Dokumente sind:

  • Familienurkunden (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden) bzw. Stammbuch
  • Testament, Patientenverfügung und Vollmacht
  • Personalausweis, Reisepass
  • Führerschein und Fahrzeugpapiere
  • Impfpass
  • Grundbuchauszüge

Weitere wichtige Unterlagen sind:

  • Sparbücher, Kontoverträge, Aktien, Wertpapiere, Versicherungspolicen
  • Renten-, Pensions- und Einkommensbescheinigungen, Einkommenssteuerbescheide
  • Qualifizierungsnachweise: Zeugnisse (Schulzeugnisse, Hochschulzeugnisse, Nachweise über Zusatzqualifikationen)
  • Verträge und Änderungsverträge, zum Beispiel auch Mietverträge, Leasingverträge etc.
  • sämtliche Änderungsbescheide für empfangene Leistungen
  • Zahlungsbelege für Versicherungsprämien, insbesondere Rentenversicherung
  • Meldenachweise der Arbeitsämter, Bescheide der Agentur für Arbeit
  • Rechnungen, die offene Zahlungsansprüche belegen
  • Mitglieds- oder Beitragsbücher von Verbänden, Vereinen oder sonstigen Organisationen

Haustiere

Die persönliche Notfallvorsorge ist auch für deine tierischen Mitbewohner wichtig. Auch sie musst du min. 14 Tage über die Runden bringen. Also brauchst du für sie ausreichend Nahrung, Wasser, ggf. Medikamente, Streu usw.

Notgepäck

Es gibt Situationen, in denen du schnell deine Wohnung verlassen musst. Das kann z.B. aufgrund einer Evakuierung wegen einer Bombenentschärfung sein. Es müssen also gar nicht immer die ganz großen Katastrophen sein, die zum Handeln zwingen. Für diesen Fall solltest du ein sog. Notgepäck vorbereiten. Dort hinein gehören deine wichtigsten Dokumente, Medikamente, Hygieneartikel, etwas zu Trinken und Klamotten (je nach Jahreszeit) für ein paar Tage. Das Ganze sollte möglichst in einen Rucksack passen, damit du die Hände frei hast.

Bargeld

Schon mal überlegt, was passiert, wenn aufgrund eines großflächigen Stromausfalls nichts mehr geht? Dann funktioniert beispielsweise auch kein Geldautomat mehr. Kartenzahlung wird ebenfalls nicht möglich sein. Wenn du jetzt nur 1,52€ im Portemonnaie hast, sieht es schlecht aus. Für diesen Fall solltest du etwas Bargeld im Haus haben. Mit ein paar Hundert Euro kommst du ein paar Tage hin und kannst ggf. eine Mitfahrgelegenheit bezahlen.

Hygiene

Hygiene schützt vor Krankheiten und sichert ein Mindestmaß an Würde. Sie ist also nicht zu unterschätzen. Gerade in Katastrophenfällen solltest du möglichst nicht noch anderweitig krank werden. Alles, was der Hygiene dient, solltest du also ausreichend im Haus haben: Seife, Zahnpasta, Zahnbürste, Küchenpapier, Klopapier (Die erste Welle der Pandemie 2020 hat die Bedeutung eines eigenen Vorrats gezeigt.), Müllbeutel, Haushaltshandschuhe, Desinfektions- und Reinigungsmittel. Sollte die Wasser- und Abwasserversorgung zusammenbrechen, wird es gerade in Städten schnell sehr kritisch. Eine Campingtoilette kann da helfen. Allerdings wird die sich nicht jede*r organisieren können, da du die ja irgendwo lagern musst. Zur Not tut es auch ein Eimer mit Katzenstreu.

Information

Wir sind es gewohnt, ständig Informationen zu bekommen: Fernsehen, Radio, Internet. Doch auch das kann alles ausfallen. Gerade bei einem Stromausfall bist du dann sofort von wirklich lebenswichtigen Informationen abgeschnitten. Dein Handy gibt nach spätestens einem Tag den Geist auf. Vielleicht ist das Mobilfunknetz zusammengebrochen. Deswegen solltest du ein Radio mit Batterie oder noch besser ein Kurbelradio haben. Damit kannst du oftmals auch dein Handy laden und Licht machen.

Licht + Kochen

Die letzten Punkte betreffen den Energieausfall. Wir haben uns so an Strom gewöhnt, dass wir uns eine Situation ohne gar nicht mehr vorstellen können: Kein Licht geht an und der Herd bleibt kalt. Für diesen Fall brauchst du Kerzen oder Teelichter, Streichhölzer, Taschenlampen, Batterien, Campingkocher mit Gaskartuschen oder anderem Brennmaterial.

Mit dieser Vorsorge hältst du es mehrere Tage oder vllt. auch Wochen aus, bis Hilfe und Unterstützung eintrifft. Wie bei der Beschäftigung mit Vorsorgevollmacht und Co. Kommt auch hier ein psychologischer Effekt hinzu: Du bist vorbereitet. In Ausnahmesituationen mit einem kühlen Kopf rational zu handeln, erhöht deine Chancen, die Situation zu überstehen, ungemein.

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