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Haftpflichtversicherung – welche gibt es und worauf ist zu achten

Haftpflichtversicherung ist nicht gleich Haftpflichtversicherung, denn es gibt zahlreiche verschiedene Haftpflichtrisiken. Die meisten deckst du über eine Privathaftpflichtversicherung ab. Doch es gibt Bereiche, für die du spezielle Deckungen brauchst. In diesem Beitrag erfährst du, welche das sind.

Grundsätzliches zur Haftpflichtversicherung

Eine Haftpflichtversicherung funktioniert immer ähnlich. Sie prüft, ob ein Anspruch, der von einem:einer anderen an dich gestellt wird, berechtigt ist. Das nennt man passiven Rechtsschutz. Grundsätzlich musst du einen Schaden, dem du jemand anderen zufügst, ersetzen und die Person so stellen, als wäre der Schaden nicht passiert. Dabei gibt es unterschiedliche sog. Anspruchsgrundlagen.

Die wichtigste dürfte der § 823 BGB, die Schadensersatzpflicht, sein. Für die meisten Ansprüche brauchst du ein Verschulden. Du musst also irgendwas gemacht oder unterlassen haben, dass den Schaden verursacht hat. Daneben gibt es jedoch auch verschuldensunabhängige Ansprüche. Für solche Ansprüche brauchst du in der Regel spezielle Haftpflichtversicherungen.

Kommt der Versicherer oder im Zweifel das Gericht zur Überzeugung, dass der Anspruch gerechtfertig ist, wird der Versicherer, sofern Deckung besteht, den Schaden für dich begleichen.

Privat- und Betriebshaftpflicht

Die wichtigste Haftpflichtversicherung ist die Privat- und die Betriebshaftpflichtversicherung. Die Privathaftpflichtversicherung gilt für dich als Privatperson. Die Betriebshaftpflichtversicherung (bei den freien Berufen die Berufshaftpflichtversicherung) brauchen alle Gewerbetreibenden. Um die soll es in diesem Beitrag jedoch nicht gehen. Dazu findest du separate Blogbeiträge bei uns. Wir beschäftigen uns hier mit den Spezialdeckungen.

Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht

Wer braucht das?

Wenn du Eigentümer:in von Immobilien oder Grundstücken bist, benötigst du in aller Regel die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht. In manchen Privathaftpflichtversicherungen ist bis zu bestimmten Grenzen (meist eine bestimmte Anzahl von Objekten) auch die Deckung für Schäden aus dem Besitz von Immobilien enthalten. Hier solltest du genau in den Bedingungen schauen. Für die eigengenutzte Immobilie benötigst du in der Regel keinen separaten Schutz. Der ist in der Privathaftpflichtversicherung meist enthalten.

Du brauchst sie, weil du auch ohne Verschulden für Schäden durch die Immobilie haftest. Das ist die oben beschriebene Gefährdungshaftung. Des Weiteren verpflichtet Eigentum laut Grundgesetz. Im Fall von Immobilien bedeutet das Anliegerpflichten, also z.B. die Räumung von Gehwegen. Jemand, der:die sich auf dem Weg, der zu deiner Immobilie gehört, verletzt, hat einen Anspruch gegen dich.

Worauf achten?

Achte darauf, dass entweder die Objekte bzw. Flurstücke benannt sind oder die Gesamtfläche stimmt. Die Versicherer verwenden hier unterschiedliche Modelle. Achte darauf, dass du die korrekte Verwendung angibst. So gibt es Versicherer, die z.B. landwirtschaftliche Flächen (also z.B. ein Acker als Grundstück) nicht oder mit Zuschlägen versichern. Als Versicherungssumme sollten es mindestens 10 Millionen pauschal für Personen- und Sachschäden sein.

Tierhalterhaftpflicht

Wer braucht das?

Wenn du einen Hund oder ein Pferd besitzt, brauchst du eine Tierhalterhaftpflichtversicherung. In einigen Bundesländern ist diese sogar verpflichtend. Groß- und Nutztiere musst du generell separat versichern. Dafür gibt es spezielle Landwirtschaftspolicen. Bei exotischen Tieren kommt es auf den Versicherer und den Tarif deiner Privathaftpflichtversicherung an. Prüfe darum die Versicherungsbedingungen.
Der Grund, warum du eine separate Tierhalterhaftpflicht benötigst, liegt wieder in der Gefährdungshaftung. Egal, ob du den Schaden verschuldet hast (wenn z.B. dein Hund jemanden gebissen hat) oder nicht. Du musst ihn als Halter:in ersetzen.

Worauf achten?

Bei der Hundehalterhaftpflicht musst du auf die Rasse achten. Kampfhunde sind generell ein erhöhtes Risiko. Bei Hunden und Pferden können sog. Deckschäden sinnvoll sein. Gerade bei Zuchttieren geht es schnell in die Zehntausende. Bei Pferden ist dann noch das Thema Unterbringung relevant. Ist das Pferd also z.B. in einem gemieteten Gestüt untergebracht, sollte eine ausreichende Deckung für Mietsachschäden enthalten sein.

Bootshaftpflicht

Wer braucht das?

Die Bootshaftpflicht benötigst du, wenn du ein zulassungspflichtiges Motorfahrzeug besitzt. Je nach Versicherer und Tarif sind Wasserfahrzeuge in bestimmten Grenzen (z.B. Geschwindigkeiten oder Leistungen) auch in der Privathaftpflichtversicherung enthalten. Hier musst du wieder die Bedingungen prüfen.

Worauf achten?

Je nachdem, wo du rumschipperst, sollten die Auslandsschäden ausreichend abgedeckt sein. In der Regel fragt der Versicherer ab, auf welcher Art von Gewässern du fährst. Natürlich musst du alle abgefragten Merkmale korrekt beantworten. Das gilt insbesondere für die Leistung. Je stärker motorisiert dein Gefährt, desto teurer wird’s. Hast du einen gemieteten Liegeplatz oä. Sollten wiederum die Mietsachschäden ausreichend dimensioniert sein.

Jagdhaftpflicht

Wer braucht das?

Wenn du Jäger:in bist, ist die Jagdhaftpflicht verpflichtend. Die Ausstellung des Jagdscheins ist in der Regel daran gebunden. Da du mit Schusswaffen umgehst, ist das Risiko, jemanden zu verletzen, besonders groß.

Worauf achten?

Wenn du Jagdhunde nutzt, sollten diese mit berücksichtigt sein. Gute Policen bieten auch Deckung für Schäden ohne Verschulden. Das kann z.B. eine Verletzung aufgrund eines Querschlägers sein.

Öltank-Haftpflicht

Wer braucht das?

Wenn du einen Öltank in deinem Vorgarten hast, brauchst du eine Öltank- bzw. Gewässerschadenhaftpflicht. Besitzer:innen eines Öltanks haften wieder auch ohne Verschulden nach der sog. Gefährdungshaftung. Wenn der Tank z.B. leckt und deswegen das Grundwasser verunreinigt, bist du zur Sanierung verpflichtet. Das kostet schnell mehrere Hunderttausende oder Millionen Euro. Manchmal handelt es sich lediglich um einen Zusatzbaustein in der Privat- oder Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht- oder der Wohngebäudeversicherung. Hier musst du wieder schauen.

Worauf achten?

Zunächst einmal solltest du eine möglichst hohe Versicherungssumme wählen. Die Kosten für eine umfassende Umweltsanierung sind wirklich enorm. Hier zu sparen, bedeutet im Schadensfall den sicheren Ruin. 10 Millionen Euro sollten es schon sein. Wichtig ist die korrekte Angabe der abgefragten Merkmale insbesondere des Fassungsvermögens. Logisch, je mehr der Tank enthält, desto größer der potenzielle Schaden. Gute Policen decken auch die Eigenschäden ab. Das sind z.B. Schäden am Gebäude oder Grundstück, wenn Öl die Bausubstanz kontaminiert hat, ohne die Umwelt zu schädigen.

Bauherren-Haftpflicht

Wer braucht das?

Bei größeren privaten Bauvorhaben (meist ab 100.000€) wie Neubau oder Sanierung brauchst du eine Bauherrenhaftpflicht. Wenn sich jemand beim Bau verletzt oder durch den Bau z.B. angrenzende Gebäude geschädigt werden, haftest du dafür. Die Privathaftpflicht springt nur bei kleineren Vorhaben (meist bis 100.000€) ein.

Luftfahrt-Haftpflicht

Wer braucht das?

Alle Hobbypilot:innen benötigen einen Versicherungsschutz. Das schreibt das Luftverkehrsgesetz vor. Es gilt wieder die Gefährdungshaftung. Die Ersatzpflicht kann jedoch bei einem Mitverschulden des:der Geschädigten reduziert werden. Die Versicherungspflicht gilt für alle Luftfahrzeuge wie Drohnen, Fallschirme, Segler, Flugzeuge usw. Für Drohnen bis zu einem bestimmten Gewicht greift oftmals die Privathaftpflichtversicherung. Doch Vorsicht, der Versicherer muss explizit auch bei verschuldensunabhängiger (Gefährdungs-)Haftung leisten. Gibt er eine solche Erklärung nicht ab oder steht sie nicht in den Bedingungen, solltest du auch bei kleinen Drohnen eine separate Luftfahrt- bzw. Drohnenhaftpflicht abschließen.

Worauf achten?

Zunächst ist das Gewicht der Drohne ausschlaggebend. Ab bestimmten Gewichtsklassen benötigst du sowieso eine Genehmigung. Achte darauf, dass alle deine Fluggeräte (wenn du mehrere hast) versichert sind. Des Weiteren kann der Nutzerkreis eingeschränkt sein. Wenn du Foto- oder Videoaufnahmen machst, sollte auch dies enthalten sein. Beachte, ob es Einschränkungen hinsichtlich der Flug- bzw. Startplätze gibt.

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