PKV für Arbeitnehmende: Sicherheit oder Kostenfalle?

Du verdienst über der JAEG? Dann solltest du die PKV nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was du von Beitrag bis Ruhestand beachten musst erfährst du hier

Ab 73.800 € brutto (JAEG 2025) kannst du in die private Krankenversicherung wechseln – aber bitte nicht spontan. Die PKV ist kein Schnellkauf, sondern ein langfristiger Vertrag, der gut geplant sein will. Dieser Beitrag zeigt dir, worauf es wirklich ankommt – für starke Leistungen heute und finanzielle Sicherheit im Alter.

Die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) liegt 2025 bei 73.800 €. Wenn dein Bruttogehalt darüber liegt, hast du zum Jahreswechsel die Option, in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln. Liegst du bei Beginn einer neuen Beschäftigung mit deinem voraussichtlichen Einkommen der folgenden 12 Monate über der Grenze, kannst du zum Eintritt schon die PKV wählen oder weiterhin freiwillig in der GKV. Bleibst du freiwillig in der GKV, zahlst du unter Umständen über 1.200 € monatlich – mit gedeckelter Leistung.

Der Gedanke „Für das Geld will ich mehr – ich bin doch Leistungsträger der Gesellschaft!“ ist menschlich, aber ohne einen genauen Plan auch fehlerhaft. Denn: Die

PKV ist kein Schnäppchenmodell mit Chefarzt-Extra, sondern ein langfristiger Vertrag – der gut durchdacht sein will.

Tipp: Nach deinem Wechsel von Pflicht- auf freiwillige Mitgliedschaft hast du drei Monate Zeit, dich für oder gegen die PKV zu entscheiden. Die GKV drängt hier oft zur schnellen Entscheidung – lass dich davon nicht treiben.

Worauf du achten solltest bei der PKV:

  • Nutze den Arbeitgeberzuschuss voll aus (2025 max. 471,32 € plus 50% für die Pflegepflichtversicherung)
  • Wähle einen Tarif, der auch im Alter bezahlbar ist und auch bei Änderungen der Lebensverhältnis wie der Entscheidung Selbstständig zu sein Optionsmöglichkeiten und Flexibilität bietet
  • Plane von Anfang an mit Beitragsentlastung und Vorsorge für die PKV Beiträge im Alter

Ja, du kannst deine PKV sogar so aufstellen, dass du im Ruhestand kaum noch oder gar keine Beiträge zahlst – wenn du zwischen 25 und 35 einsteigst und clever planst. Aber dafür braucht’s Strategie statt Spontankauf.

PKV ist keine Verkaufsveranstaltung – sondern Lebensplanung

Vergleichsportale geben dir Tarifnamen. Verkäufer:innen zeigen dir „gute Leistungen für wenig Geld“. Aber eine solide PKV-Entscheidung braucht mehr: eine echte Strategie.

Was ein echter PKV-Spezialist mit dir bespricht:

  • Krankentagegeld: abgestimmt auf deinen Arbeitsvertrag (z. B. Konzernzuschüsse > 6 Wochen) und ein Stufenmodell was die Nachversicherung auch über 50ig noch bezahlbar macht
  • Berufsunfähigkeit: Wie passt sie zur PKV? Welche Lücken bleiben und wie kann ich die PKV auch im Falle dessen ich den Beruf nicht mehr ausüben kann noch bezahlen?
  • Familienplanung: Elternzeit, Beitragsfreiheit, Absicherung von Kindern – auch bei gemischten Haushalten (ein Elternteil GKV, der andere PKV)
  • Moderne Leistungen: Kryokonservierung, Reproduktionsmedizin, Osteopathie, freie Arztwahl und Hufelandverzeichnis für TOP alternative Heilmethoden
  • Digitale Tools: Telemedizin, e-Rezepte, Apps für Gesundheitssteuerung
  • Rentenplanung: Beitragsentlastungsbausteine, Zuschüsse aus Rentenversicherung und eine abgestimmte Altersvorsorge für die PKV im Rentenalter
  • Flexibilität: Was, wenn du dich selbstständig machst oder (wieder) in die GKV willst?

Und das Wichtigste: Eine gute Beratung beginnt nicht mit der Frage, was du heute zahlen kannst, sondern mit „Was brauchst du wirklich, um heute und auch morgen nach deinen Wünschen abgesichert zu sein?“

Der Preis darf nie der einzige Maßstab sein – sonst zahlst du spätestens im Ruhestand drauf.

Mehr Infos: 👉 PKV für Arbeitnehmer:innen

Gesundheitshistorie – das unterschätzte Risiko der PKV

Viele glauben: „Ich war nie krank – passt schon.“ Doch Versicherer interessiert nicht dein Bauchgefühl, sondern das, was medizinisch dokumentiert ist.

Was zählt, ist:

  • Alles, was in den letzten 3-5 Jahren ambulant diagnostiziert oder abgerechnet wurde (stationäre Leistungen und psychische Erkrankungen 5-10 Jahre)
  • Verdachtsdiagnosen, z. B. depressive Verstimmungen ohne Therapie
  • Chronische Beschwerden – auch wenn nie behandelt
  • Diagnosen, die du nie erfahren hast, aber in der KÄV-Akte steht, da der Arzt dies für die Abrechnung verwendet hat

Folgen bei einer nicht aufbereiteten Gesundheitshistorie

  • Ablehnung des Antrages
  • Risikozuschläge auch nachträglich rückwirkend zu zahlen
  • Vertragskündigung bei Leistungsfall wegen Falschangaben
  • Anfechtung des Vertrages zur privaten Krankenversicherung

Was du tun kannst, um sicher in die PKV einzusteigen?

  • KÄV-Akte anfordern (bei gesetzlich Versicherten) um blinde Flecken zu identifizieren
  • Arztberichte einholen, verstehen, ggf. über uns aufbereiten lassen, um die blinden Flecken sichtbar zu machen
  • Aussagen wahr, aber medizinisch präzise formulieren

👉 Mehr zur Aufarbeitung deiner Gesundheitsakte

Deine PKV, deine Entscheidung für Leistung

Die PKV ist dein individueller Gesundheitsvertrag. Keine Gießkanne, sondern Maßanzug.
Sind die Leistungen wichtig, dann solltest du auf folgende Inhalte achten:

Ambulante Leistungen der PKV

• Freie Arztwahl & offene Hilfsmittelkataloge
• Psychotherapie: ohne Sitzungsbegrenzung, auch durch psychologische Psychotherapeuten
• Zugang zu digitalen Leistungen: Apps, eRezepte, Diagnosetools
• Moderne Heilmittel: Osteopathie, Chiropraktik, Naturheilkunde
• Schutzimpfungen & Vorsorgeuntersuchungen: nicht auf GKV-Niveau gedeckelt und unabhängig von Selbstbeteiligung und beitragsrückerstattungsneutral.
• Palliativversorgung & häusliche Pflege mit drin

Stationäre Leistungen der PKV

• Chefarztbehandlung & Ein-/Zweibettzimmer garantiert
• Privatkliniken & freie Krankenhauswahl
• Stationäre Reha & Anschlussheilbehandlungen

Dentale Leistungen der PKV

• Hochwertiger Zahnersatz inkl. Knochenaufbau bei Implantologie
• Zahnreinigung & Zahnbehandlung mit offener GOZ

Familienleistungen und Kinder

• Künstliche Befruchtung & Kryokonservierung (medizinisch notwendig)
• Option auf Nachversicherung (z. B. bei Geburt ohne neue Gesundheitsprüfung) – Welche Tarife sind für das Kind möglich.
• Kinderkrankengeld, Elternzeitregelungen
• Mitaufnahme von Begleitpersonen im Krankenhaus

Reisen & Ausland mit der PKV

• Weltweiter Schutz – auch bei beruflichen Aufenthalten
• Rücktransport & Akutbehandlungen ohne Begrenzung auf deutsche Sätze

Beratungsprozess mit Substanz für deine richtige Entscheidung

Ein guter PKV-Prozess zur Wahl deiner richtigen PKV beginnt nicht mit dem Tarif, sondern mit dir.

So läuft’s bei uns als PKV Experten:

  • Gesundheitsakte der KÄV bzw. Patientenquittungen gemeinsam aufbereiten
  • Anonyme Risikoanfragen am Gesamtmarkt der PKV stellen
  • Marktanalyse nach deinen Werten: Leistung, Stabilität, Service, Kennzahlen, Preis
  • Klärung: Krankentagegeld, BU-Absicherung, Familie, Zukunft
  • Prüfung von Optionen bei späterer Selbstständigkeit oder Beamtenlaufbahn

Planung im Alter – durch Beitragsentlastungsbausteine, Zuschüsse aus Rente, steuerliche Modelle. Du willst nicht 30 % deiner Rente für Krankenversicherung ausgeben? Dann plane das heute.

Die häufigsten Fehler beim Abschluss der PKV

Ein häufiger Fehler beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung ist die einseitige Orientierung an kurzfristigen Vorteilen – etwa einer besonders hohen Beitragsrückerstattung. Dabei wird übersehen, dass diese Leistungen nicht garantiert sind und bei tatsächlicher Inanspruchnahme schnell entfallen. Auch der Fokus auf den Arbeitgeberzuschuss kann trügen: Viele Versicherte orientieren sich bei der Tarifwahl vorrangig daran, wie viel der Arbeitgeber übernimmt, statt auf langfristig stabile Leistungen und eine solide Absicherung zu achten.

Ein weiterer häufiger Stolperstein sind unzureichende oder ungenaue Gesundheitsangaben im Antrag. Diese führen nicht nur zu unnötigen Rückfragen oder Zuschlägen – sie können im schlimmsten Fall auch zu einer Leistungsverweigerung oder Vertragskündigung führen. Hier ist eine professionelle Vorbereitung essenziell.

Ebenso wird häufig versäumt, Kinder unabhängig vom eigenen Vertrag zu betrachten. Viele Versicherer bieten spezialisierte Kindertarife mit deutlich besseren Leistungen und günstigerem Beitrag – das wird im Familienkontext oft übersehen. Ähnliches gilt für die Familien- oder Partnerplanung: Wer nur auf den eigenen Versicherungsbedarf schaut, plant oft zu kurz.
Auch der Wechsel in die Selbstständigkeit oder ein späterer Einstieg in den Beamtenstatus wird oft nicht vorausgedacht – dabei ändern sich dadurch nicht nur die Ansprüche an den Versicherungsschutz, sondern auch die Fördermöglichkeiten.
Zudem wird der Arbeitgeberzuschuss oft nicht voll ausgeschöpft, obwohl durch gezielte Tarifgestaltung – z. B. mit höherer Selbstbeteiligung – mehr Zuschuss möglich wäre.

Der gravierendste Fehler ist jedoch oft der fehlende Blick auf die langfristige Beitragsentwicklung: Viele Versicherte unterschätzen, dass im Alter oft 25–30 % der Rente für die Krankenversicherung aufgewendet werden müssen. Wer hier nicht vorsorgt – etwa durch gezielte Rückstellungen, Beitragsentlastungstarife oder einen später möglichen Tarifwechsel – wird diese Entscheidung oft teuer bezahlen.

Fazit: Eine PKV ist keine kurzfristige Sparmaßnahme, sondern ein langfristiges Gesundheits- und Finanzkonzept. Wer hier mit Weitblick plant – idealerweise mit professioneller Unterstützung – sichert sich nicht nur beste Leistungen, sondern auch finanzielle Stabilität im Alter.

Profi-Tipps für smartere Entscheidungen in die PKV

  • Jahreszahlung mit 4 % Rabatt nutzen
  • Gesundheitsrabatte aktiv beantragen
  • Rückerstattungen clever steuern (nicht bei Mini-Rechnungen einreichen)
  • Digitale Betreuung & SIMPLR nutzen
  • Arbeitgeberzuschuss auch auf Selbstbeteiligung & Zusatzbausteine anwenden

GKV vs. PKV – auf den Punkt gebracht

Solidarität nein danke?

Ja – auch privat Versicherte tragen über ihre Steuerlast zur Finanzierung der GKV bei. Die PKV ist also nicht unsolidarisch, sondern eine Form der Eigenverantwortung mit Systembeitrag – und im Idealfall: Entlastung für die GKV.

Fazit: Gut verdienen ist nur die halbe Miete

Die PKV ist für Angestellte mit Top-Gehalt ein echter Vorteil – aber nur, wenn du sie bewusst gestaltest.

Im Job genießt du Tempo, Freiheit, Komfort.
Im Ruhestand hast du keine Arbeitgeberzuschüsse mehr. Und dann kann es teuer werden – wenn du nicht frühzeitig planst.

Deshalb:

  • Denk heute schon an morgen – wie bei deiner Altersvorsorge
  • Nutze Entlastungsbausteine und Zuschüsse strategisch
  • Lass dich nicht vom Preis blenden, sondern vom Bedarf leiten

Autorin: Anja Glorius – Geschäftsführerin von KVoptimal.de GmbH – Versicherungsexpertin mit über 20 Jahren PKV-Beratung, einem 15-köpfigen Team in Berlin und einer Mission: Private Krankenversicherung ohne Bullshit.

Autorin: Anja Glorius – Geschäftsführerin von KVoptimal.de GmbH
Autorin: Anja Glorius – Geschäftsführerin von KVoptimal.de GmbH

 

 

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