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Nachhaltige Finanzen und Versicherungen

So berücksichtigst du Nachhaltigkeit bei Finanzen und Versicherungen richtig. Nachhaltige Finanzen und Versicherungen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig sind sich viele unsicher, ob und wie nachhaltig Finanzprodukte überhaupt sein können. Im folgenden Beitrag erfährst du, wie du Nachhaltigkeit in deinen Finanzen und Versicherungen richtig berücksichtigen kannst.

Verschiedene Wirkungshebel von Nachhaltigkeit

In unserer Umfrage “Nachhaltige Finanzen und Versicherungen” haben 95% der Befragten angegeben, dass ihnen Nachhaltigkeit allgemein sehr wichtig oder sogar unverzichtbar ist. Immerhin noch 70% ist Nachhaltigkeit auch bei Finanzen und Versicherungen sehr wichtig oder unverzichtbar. Das bedeutet, die große Mehrheit legt Wert auf Nachhaltigkeit. Allerdings haben erst etwa ein Viertel nachhaltige Finanzprodukte abgeschlossen. Das Haupthindernis: Die Befragten wissen nicht, ob die Finanzprodukte wirklich nachhaltig sind bzw. in welcher Form sie nachhaltig sind. Aus diesem Grund wollen wir hier Licht ins Dunkel bringen.

Was Nachhaltige Finanzen und Versicherungen genau sind, haben wir in diesem Beitrag erläutert. Hier soll es eher darum gehen, wie du deine Finanzen nachhaltiger gestalten kannst. Dafür sind grundlegende Infos nötig. Als Erstes müssen wir uns im Klaren sein, wo und wie Nachhaltigkeit wirken kann. Der für uns zentrale Aspekt ist der Impact oder Hebel. Also wo entfaltet Nachhaltigkeit die größte Wirkung? Hierfür haben wir vier Ebenen identifiziert:

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - Verschiedene Wirkungshebel von Nachhaltigkeit

Die größte nachhaltige Wirkung hat ein nachhaltiger Anbieter (Versicherer, Bank, Kapitalanlagegesellschaft). So beträgt der Kapitalanlagebestand der deutschen Versicherer 1.700.000.000.000 Euro! Das entspricht etwa der halben Wirtschaftsleistung Deutschland eines Jahres. Allein die Allianz kommt auf fast 800 Mrd. Euro. Die 20 größten Verwalter von Vermögen weltweit verantworten Gelder von Kund:innen in Höhe von unglaublichen 52.641.000.000.000 Dollar. Das ist mehr als die USA, China und die EU zusammen in einem Jahr erwirtschaften. Stell dir die unglaubliche Wirkung vor, wenn das gesamte Geld nur in Nachhaltigkeit investiert würde. Die allermeisten Anbieter haben viele verschiedene Produkte in ihrem Portfolio. Wenige davon nachhaltig, die meisten konventionell.

Die Produktebene hat also den nächst niedrigeren Wirkungsgrad. Denn ein solches Produkt (z.B. Girokonto, Hausratversicherung, Aktienfonds, private Rentenversicherung) schließen viele Menschen ab und zahlen Geld ein. In der Versicherung sprechen wir von Kollektiv oder Versichertengemeinschaft. Ein nachhaltiges Produkt kann also Wirkung in Millionen oder geringer Milliardenhöhe entfalten.

Die Finanzberatung ist die nächste Stufe. Ein:e Finanzberater:in erreich viele hundert bis tausend Menschen. Das können Versicherungsnehmer:innen, Kapitalanlager:innen, Finanzierungskund:innen usw sein. Die Wirkung geht also in den niedrigen Millionenbereich.

Die kleinste Einheit bist du als Firma bzw. Selbstständige:r und/oder Privathaushalt. Die Wirkung kommt selten über einen sechsstelligen Bereich hinaus.

Damit Nachhaltigkeit also wirklich Wirkung erzielt, reicht es nicht, wenn DU nachhaltig agierst. Es müssen vor allem die großen Flaggschiffe nachhaltiger werden.

Die Pyramide wirkt jedoch auch noch in die entgegengesetzte Richtung. So ist der Einfluss, den DU ausübst, auf der kleinsten Stufe natürlich am größten. Du hast es in der Hand, wie nachhaltig du unterwegs bist. Dein:e Berater:in kannst du mit dem Thema konfrontieren und einen gewissen Nachfragedruck ausüben. Je höher wir kommen, desto geringer wird dein Einfluss. Die Allianz wird kaum ihre 800 Milliarden plötzlich nachhaltig anlegen, weil du es so willst. Wenn jedoch dein:e Berater:in nachhaltiger wird und nachhaltige Finanzprodukte (bei der Allianz) nachfragt, hat das größeres Gewicht. Damit hast du also mittelbaren Einfluss. Übe ihn aus!

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Anbieter

Auf der Anbieterebene betrachten wir die Versicherer, Banken und Kapitalanlagegesellschaften (Fondsgesellschaften). Es gibt vier Dimensionen, die entscheidend sind, damit (diese) Unternehmen Nachhaltigkeit effektiv verankern und umsetzen können:

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - Anbieter

Wesentlichkeit:

Unternehmen sollten herausfinden, wo sie wirklich große Auswirkungen haben und wo nicht. Das bedeutet, analytisch die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte herauszuarbeiten. Beispiel: Änderung der Kapitalanlage statt 1 Baum für 1 Vertrag zu pflanzen.

Kompetenz:

Um Nachhaltigkeit strategisch zu verankern und erfolgreich umzusetzen, braucht es Kompetenz. Die Mitarbeitenden müssen also befähigt werden, Nachhaltigkeit zu verstehen und auszuführen. Ist diese nicht im Unternehmen vorhanden, sollte sie extern eingekauft werden.

Strategie:

Für eine klare Orientierung und eine dauerhafte Verankerung im Unternehmen braucht es eine Nachhaltigkeitsstrategie. Eine Strategie benennt den Status quo und Ziele. Diese sollen durch glaubwürdige Maßnahmen erreicht werden. Es reicht eben nicht, auch Nachhaltigkeit irgendwie zu berücksichtigen. Sie muss integraler Unternehmensbestandteil sein.


Kultur für Nachhaltigkeit:

Letztendlich sind Unternehmen die Summe der dort arbeitenden Menschen. Erst wenn Nachhaltigkeit Teil der Gespräche, der persönlichen Ziele, der alltäglichen Arbeit und der Vision werden, kann es dauerhaft gelebt werden. Stell dir eine Finanzfirma mit toller Nachhaltigkeitsstrategie vor, aber alle fahren mit dem Auto zur Arbeit oder bezahlen Männer und Frauen unterschiedlich.

Versicherung

Der Grundgedanke der Versicherung ist nachhaltig:

Eine Versicherung ist letztlich eine Art Gemeinschaft, ein sogenanntes Kollektiv, in dem viele (die Versicherten) einen kleinen Beitrag einzahlen (Versicherungsprämie) und im Schadenfall jemand eine definierte Versicherungsleistung erhält. Es gilt also das Prinzip „Alle für eine:n“. Die Versicherung selbst übernimmt dabei die Funktion der zentralen Sammelstelle der Beiträge und Leistungen. Das Versicherungsprinzip haben wir hier ausführlich erklärt.

Versicherer fördern das langfristige finanzielle Wohlergehen der Gesellschaft und die Stabilisierung von Volkswirtschaften. Versicherung ist ein Weg, die Auswirkungen von Klimarisiken einzugrenzen und klimabedingte Schäden finanziell auszugleichen. Sie wandeln mit statistischen Maßnahmen Gefahren und Unsicherheiten in Risiken, die sich bewerten und bewältigen lassen.

Versicherer decken Risiken und sorgen mit ihrem Angebot dafür, dass Menschen sich auf ihre Kompetenzen konzentrieren und zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Die Dienstleistungen helfen, Kapital zu bilden und sie sorgen dafür, dass Menschen finanziell abgesichert sind.

Versicherer reduzieren und vermeiden dank ihrer großen Datenmengen, Erfahrungen und wissenschaftlichen Maßnahmen Risiken und können auf heutige weitestgehend unterschätzte Herausforderungen mit Blick in die Zukunft hinweisen.

Damit eine Versicherungsgesellschaft vollständig nachhaltig ist, muss sie drei Dimensionen berücksichtigen:

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - drei drei Dimensionen

Nachhaltiger Betrieb

Das betrifft alles, was das Unternehmen macht und braucht um überhaupt wirtschaften zu können. Das sind z.B.:

  • grünes Gebäude als Firmensitz
  • reduzierter oder alternativ betriebener Fuhrpark und aktive Förderung des ÖPNV
  • fairer Umgang mit Mitarbeitern und Familienfreundlichkeit
  • nachhaltige Dienstleister + Anbieter (IT, Marketing, Facility Management)
  • Reisen + Events
  • Stiftungen unterstützen gezielte Projekte und Institutionen aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Bildung sowie Umwelt und Forschung
  • Spenden oder andere Unterstützungen
  • erneuerbare Energien (investieren, absichern, Wissentransfer)
  • Förderung des Finanzwissens

Kapitalanlage

Wie oben beschrieben, dürfte das größte Hebel sein, schließlich geht es hier um Billionen Euro.
Einerseits kann der Versicherer Negativ- oder Ausschlusskriterien definieren, also z.B.:

  • keine Investitionen in Rüstung,
  • Gentechnik,
  • Tierversuche,
  • Atomkraft etc.

Andererseits oder ergänzend kann er eine Positivliste anwenden. Das sind Investitionen in:

  • erneuerbare Energien,
  • ökologische Landwirtschaft,
  • soziale Wirtschaft (Schulen, Seniorenheime, Krankenhäuser) oder
  • fairer Handel.

Als drittes Element kann eine nachhaltige Immobilienbewirtschaftung dienen. Schließlich sind Versicherer mit 62 Milliarden Euro (Stand 2021) große Immobilieneigentümer.

Produkte

Auf Produktebene tut sich derzeit am meisten. Das können höhere Erstattungen für nachhaltige/klimafreundliche Neuanschaffungen, zertifizierte Dienstleister sein oder indem nachhaltiges Verhalten belohnt wird.

Wenn wir uns jedoch die unabhängige Bewertung der Nachhaltigkeit deutscher Versicherer anschauen, sieht es bisher sehr trübe aus:

Quelle: https://www.fairfinanceguide.de/ffg-d_pensions/ (Stand 21.03.2022)

Nachhaltige Banken

Nachhaltige Banken gibt es schon deutlich länger. Unter den nachhaltigsten Banken sind vor allem solche, die Nachhaltigkeit zu ihrem Geschäftsmodell erklärt haben. Mittlerweile gibt es da alles vom Konto bis zur Baufinanzierung.

Quelle: https://www.fairfinanceguide.de/ (Stand 21.03.2022)

Kapitalanlagegesellschaften (KAG)

Wie wir oben gesehen haben, dürften die KAG den größten Hebel in Richtung Nachhaltigkeit haben. Mittlerweile haben auch alle KAG erste Schritte Richtung Nachhaltigkeit getan. In der Regel erschöpft sich das aber bei einigen Fonds in ihrem Anlageuniversum. Eine unabhängige Bewertung, nicht nur der einzelnen Fonds, sondern der ganzen KAG ist uns nicht bekannt.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Produkte

Versicherungen

Die Versicherungswirtschaft steht erst ganz am Anfang der Reise Richtung Nachhaltigkeit auf Produktebene. Das große Problem ist, das bisher noch niemand so genau sagen kann, ob und wann ein Produkt wirklich nachhaltig ist. Es gibt hier schlicht noch keine sog. Taxonomie. Insofern kann quasi jeder Anbieter sagen:

Dieses und jenes Produkt ist nachhaltig.

Du musst dann jeweils schauen, WAS genau daran nachhaltig ist. Das macht den Vergleich unfassbar schwierig. Allerdings gibt es erste Ansätze von anerkannten Anbietern von Vergleichssoftware Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.

Für dich am wichtigsten zu wissen ist, dass die unterschiedlichen Sparten unterschiedliche Hebel haben, um Wirkungen zu entfalten.

  • Die Wirkung bzw. Wesentlichkeit von Sachversicherungen (Haftpflicht, Hausrat, Wohngebäude usw.) ist recht gering. Vielmehr als eine höhere Erstattung für nachhaltige/klimafreundliche Neuanschaffungen oder zertifizierte Dienstleister ist kaum möglich. Kapital wird nahezu gar nicht angelegt, da das allermeiste gleich wieder für die Leistungen drauf geht. Die Wirkung einer „nachhaltigen“ Privathaftpflichtversicherung auf deinen Footprint dürfte also minimal sein.
  • Bei Biometrie- und Krankenversicherungsprodukten (z.B. Berufsunfähigkeitsversicherung) ist die Wirkung/Wesentlichkeit ebenfalls recht überschaubar. Ein Ansatz sind hier Zusatzleistungen wie Prävention, also um die Gesundheit zu erhalten. Bei solchen Produkten legen die Versicherer jedoch nennenswert Kapital der Versicherten an. Wenn diese nach nachhaltigen Grundsätzen erfolgt, erzielst du also eine gewisse Wirkung.
  • Bei den Lebens- und Rentenversicherungsprodukten haben wir dann eine hohe Wirkung/Wesentlichkeit. Denn der Kern des Produkts ist ja die Anlage von Kapital. Sie erfüllen darüber hinaus ihrem Wesen nach bereits Aspekte der Nachhaltigkeit. Einerseits sollen sie Altersarmut verhindern oder reduzieren (SDG 1). Andererseits müssen sie zumindest wirtschaftlich nachhaltig sein, da die Laufzeiten extrem lang sind. Wenn du mit 30 einen Altersvorsorgevertrag abschließt, darfst du zurecht erwarten, dass er auch noch leistet, wenn du 95 Jahre alt bist, also 65 Jahre später. Hierin liegt ein fundamentaler Unterschied zu Bank- und Kapitalanlageprodukten.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - Versicherungen

Da es bisher noch keine klaren Begrifflichkeiten oder eine Taxonomie gibt, kann es noch keine Negativ- oder Ausschlusskriterien geben. Wir haben jedoch einige Positivkriterien aufgestellt. Wenn wir also die Wahl zwischen zwei Produkten haben, die ein ähnlich Preis-Leistungs-Profil aufweisen, würden wir uns für dasjenige entscheiden, das eines oder mehrere solcher Positivkriterien erfüllt. Solche Positivkriterien sind

  • Statement zu Nachhaltigkeit (Das Produkt zeigt, wie es auf Nachhaltigkeit wirkt)
  • Erreichung 1,5°-Klimaziel (Paris)
  • Ausschluss Menschenrechtsverletzungen:
  • Ausschluss Arbeitsrechtverletzungen
  • Unterstützung der für uns wichtigsten fünf der UN Nachhaltigkeitsziele / Sustainable Development Goals (SDG):
    • SDG 3 Gesundheit + Wohlergehen (z.B. Förderung von Gesundheit z.B. durch Präventionsmaßnahmen),
    • SDG 5 Geschlechtergleichheit
    • SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
    • SDG 9 Industrie + Innovation (z.B. Mehrleistung in Richtung Nachhaltigkeit, z.B. Ressourcenschonung)
    • SDG 12 nachhaltiger Konsum (z.B. Wiederbeschaffung und/oder Reparatur unter Nachhaltigkeitskriterien)

Wir können derzeit nicht sagen, was wirklich nachhaltig ist. Wir können aber sagen, was definitiv nicht nachhaltig ist. Diese Anbieter und Produkte schließen wir zukünftig aus. Zukünftig wird sich das Ganze jedoch klarer abgrenzen lassen. Ab 2024 sind deutlich klarere Kriterien für Umweltaspekte und ab 2027 für Sozialaspekte auf EU-Ebene verpflichtend.

Kapitalanlage

In der Kapitalanlage hast du eine wesentlich größere Produktauswahl. Du findest viele verschiedene Begrifflichkeiten wie z.B. ESG, green, sustainabilty, climate usw.. Die besten Informationen hierzu findest du beim Forum nachhaltige Geldanlage. Dort kannst du Fonds nach deinen Präferenzen der Nachhaltigkeit filtern.

Wichtig für dich zu wissen ist, dass es unterschiedliche Ansätze gibt, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:

Daneben gibt es noch die Einteilung der Fonds nach der EU-Verordnung 2019/2088:

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - Einteilung der Fonds nach der EU-Verordnung

Ein hartnäckiges Vorurteil betrifft die Rendite.

Viele glauben, dass nachhaltige Geldanlage weniger Rendite abwirft als konventionelle Anlagen. Dieses Vorurteil wurde bereits empirisch widerlegt und lässt sich auch logisch entkräften. Nachhaltige Unternehmen arbeiten ressourcenschonender. Sie sind resilienter. Sie weisen eine höhere Kund:innenbindung auf. Und ihnen fällt die Akquise von Mitarbeiter:innen leichter, die ebenfalls immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen. Alles in allem sind nachhaltige(re) Unternehmen also betriebswirtschaftlich erfolgreicher. Da an der Börse die Gewinne der Zukunft gehandelt werden, ergibt sich denklogisch, dass solche Unternehmen bessere Börsenkurse erwarten lassen.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Beratung

Gute Finanzberatung zu sorgt dafür, dass du kurz-, mittel- und langfristig ausreichend finanzielle Mittel hast. Aus unserer Sicht sollte eine gute Finanzberatung auf der Zeitschiene folgende Aspekte berücksichtigen und gewährleisten:

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - gute Finanzberatung

Gute Finanzberatung erfüllt SDGs

Damit sorgt gute Finanzberatung bereits für ein UN-Nachhaltigkeitsziel:

SDG 1 keine (relative) Armut. Sind deine existenziellen Risiken abgesichert und deine Liquidität gesichert, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass du in Armut abrutscht.

Außerdem kann gute Finanzberatung Denkanstöße liefern und zur Reflexion über das eigene Konsumverhalten anregen. Insofern kann gute Finanzberatung einen Beitrag zum SDG 12 nachhaltiger Konsum und Produktion leisten.

Gute Finanzberatung kann weiterhin etwas für das SDG 5 Geschlechtergleichheit leisten. Das gelingt, indem sie die Gender-Pay-Gap und Gender-Pension-Gap erkennt, thematisiert und entsprechende Lösungsvorschläge unterbreitet.

Zuletzt kann sie noch etwas für das SDG 3 Gesundheit und Wohlergehen tun. Das betrifft die Bereiche von Berufsunfähigkeits- und Krankenversicherung. Indem der oder die Berater:in präventive Maßnahmen ins Gespräch bringt, sorgt er oder sie für die Erhaltung der Gesundheit. Indem Sorgen und Ängste genommen werden, bleibt die psychische Gesundheit erhalten.

Ein spezieller Bereich ist das SDG 9 Industrie und Innovation. Einerseits kann der oder die Berater:in über ein innovatives Geschäftsmodell und Honorarberatung Veränderungen in der ganzen Branche bewirken. Anderseits fragen Berater:innen nachhaltige Finanzprodukte bei den Anbietern nach und fördern so die Entwicklung dieser Produkte.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen - Gute Finanzberatung erfüllt SDGs
Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Gute Finanzberatung erfüllt SDGs

Wünsche und Bedürfnisse im Mittelpunkt

Für eine nachhaltige Beratung ist es notwendig, dass deine Wünsche und Bedarfe im Mittelpunkt stehen und nicht Provisionsinteressen. Aus diesem Grund glauben wir, dass die Honorarberatung geeigneter für eine nachhaltige Beratung ist.

Dein:e Berater:in sollte deine Nachhaltigkeitspräferenzen abfragen und sie wo es möglich ist, bei der Produktauswahl berücksichtigen. Wie wir oben gezeigt haben, ist das derzeit in vielen Bereichen (noch) nicht möglich. Dann sollte das dein:e Berater:in klar kommunizieren.

Damit du gute Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit treffen kannst, ist es unserer Meinung nach sinnvoll, Basics in Sachen Nachhaltigkeit bei Finanzen und Versicherungen zu vermitteln. Du solltest ein Grundverständnis über Wirkungsweisen, Wesentlichkeiten und den Status quo haben.

Nachhaltiges Netzwerk

Ein:e gute:r Berater:in macht nicht alles selbst, sondern fokussiert sich auf bestimmte Themen. Wir zum Beispiel setzen unseren Schwerpunkt auf die Bereiche Absicherung existenzieller Risiken (BU, Todesfall etc.) und Sachversicherungen (Hausrat, Haftpflicht usw.). Wir beraten jedoch nicht zur privaten Krankenversicherungen oder vermitteln Altersvorsorgeprodukte oder Kapitalanlagen. Diese Themen geben wir an kompetente Netzwerkpartner:innen ab. Im besten Fall erfolgt die Auswahl dieser Kooperationen ebenfalls nach Nachhaltigkeitskriterien. Da sich die Branche jedoch noch am Anfang der Reise befindet, kann das noch eine Weile dauern.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Unternehmen als Kund:innen

Die nächste Wirkungsebene sind die Gewerbekund:innen.

Ein Unternehmen ist Teil der Gesellschaft und Wirtschaft. Oftmals haben Firmen Angestellte, für die sie Verantwortung tragen. Die Wirkung von Maßnahmen richtet sich also nach außen und innen. Sind das Geschäftsmodell und der Betrieb nachhaltig, ist die Wirkung unmittelbar. Wählt das Unternehmen z.B Lieferant:innen nach Nachhaltigkeitsaspekten aus oder kommuniziert nach außen über Strategien und Maßnahmen zur Nachhaltigkeit, wirkt es nach außen, in dem es andere inspiriert oder beeinflusst. Je größer das Unternehmen, desto größer der Wirkhebel.

Allerdings können auch kleine Unternehmen oder Solo-Selbstständige eine Menge tun. Wir fassen solche Maßnahmen unter dem Begriff Green Office zusammen. Maßnahmen, die (fast) jedes Unternehmen ergreifen kann, sind:

  • Energieberatung nutzen
  • Ökostromanbieter auswählen
  • Raumtemperatur senken
  • Klimaanlage reduzieren oder vermeiden
  • Jobticket/Betriebsrad statt Dienstwagen anbieten
  • Videoberatung statt Kundenbesuche
  • Flugreisen reduzieren, Zug nutzen
  • Suchmaschine Ecosia nutzen
  • Papierloses Büro, doppelseitiger Druck, Graustufen beim Drucken verwenden
  • Reinigung prüfen
  • Bio-/Fairtrade-Produkte anbieten
  • Müll trennen
  • Pflanzliche Milch-Alternativen anbieten
  • Leitungswasser statt Mineralwasser verwenden
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement installieren
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf z.B. flexible Arbeitszeiten gewährleisten
  • Angestellten, Partner:innen und Kund:innen sensibilisieren
  • Wecanhelp für Online-Einkäufe nutzen
  • Buchhaltung digitalisieren
  • Reverse Graffiti & Moos Graffiti einsetzen
  • Gemeinsam kochen statt Fast-Food bestellen
  • Sharing-Regal aufstellen
  • Meide Krankmacher im Büro (Verarbeitung von Schadstoffarmen Matrerialien im Büro
  • Lärm reduzieren
  • genug Tageslicht hereinlassen
  • Mindestbeleuchtungsstärke bei Kunstlicht beachten
  • ergonomische Tische und Stühle verwenden
  • regelmäßig lüften
  • in Weiterbildung investieren
  • Checklisten + Hinweise aufhängen
  • Newsletter abonnieren wie klimareporter.de, germanzero.de, klimafakten.de

Diese Maßnahmen sollten jedoch Teil einer umfassenderen Strategie sein. Wenn du dir unsicher bist, wie du zu einer Nachhaltigkeitsstrategie kommst oder wo du beginnen sollst, hol dir Hilfe! Es gibt in diesem Bereich immer mehr Unterstützung durch Branchenverbände oder spezialisierte Berater:innen.

 

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Privathaushalte als Kund:innen

Die letzte und kleinste Einheit mit der geringsten Wirkung bist du!

Allerdings hast du natürlich auch den größten Einfluss auf die Nachhaltigkeit deines Privathaushalts. Du solltest in jedem Fall auch der Ausgangspunkt deiner Nachhaltigkeitsbemühungen sein. Zunächst ist es jedoch notwendig, dir klar zu machen, was unserer Einschätzung nach zu einem gesunden und nachhaltigen Privathaushalt gehört und was du noch tun kannst.

Deine persönlichen Finanzen sind unserer Einschätzung nach nachhaltig, wenn:

  • Deine Einnahmen größer als die Ausgaben sind.
  • Du einen Notgroschen und keine Kredite hast.
  • Deine existenziellen Risiken abgesichert sind.
  • Du Zeitwohlstand statt materiellem Wohlstand anstrebst.

Mit diesen Punkten leistest du einen Beitrag zu den SDG 1 (keine Armut), SDG 3 (Gesundheit + Wohlergehen), SDG 12 (nachhaltiger Konsum). Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und dem Footprint eines Haushalts: Je größer das Einkommen, desto größer z.B. der CO²-Ausstoß. Umgekehrt gilt: Je weniger du arbeitest (und Geld verdienst, das du für Konsum ausgibst), desto nachhaltiger lebst du. Nachhaltig zu konsumieren ist gut. Weniger zu konsumieren, ist besser.

Als Nächstes kannst du die Wirkung deines Geldes nachhaltiger gestalten. Dein Geld regiert die Welt mit. Mit deinem Ausgabeverhalten kannst du Zeichen setzen und Unternehmen zeigen, dass du gewisse Verhalten, Produkte ablehnst und gewisse Dinge belohnst Je mehr dabei mitmachen, desto stärker wird das Signal an die Wirtschaft.

Ein kontroverser Punkt, an dem es deutlich wird, ist das Eigenheim. Als Privathaushalt gibt es keinen größeren nachteiligen Effekt auf die Nachhaltigkeit als der Neubau eines Hauses. Du versiegelst Fläche für immer. Du verbrauchst wahnsinnig viele fossile Ressourcen. Du emittierst unglaublich viel CO²: Ein konventionell gebautes Einfamilienhaus verbraucht je nach Untersuchung 40 bis 120 Tonnen CO² beim Bau. Mit einer ökologischen Bauweise kannst du das deutlich reduzieren, ist aber immer noch signifikant.

Berechne deinen ökologischen Hand- und Fußabdruck und prüfe, wo du noch besser werden kannst.

Achte auf das Geld auf deinem Konto! Warum? Weil Banken mit dem Geld, das du nicht brauchst, Kredite vergeben. Dein Geld „arbeitet“ für etwas. Es kann Gutes oder Schlechtes bewirken. Bei konventionellen Banken finanzierst du so vielleicht Mastbetriebe, Kohlekraftwerke oder Rüstungskonzerne. Wechsle also dein Konto zu einer nachhaltigen Bank, die umwelt- und menschenschädliche Kredite ausschließt.

Achte auf nachhaltige Investments/Versicherungen! Denn die sozial-ökologische Wirkung unterscheidet sich stark. Ein nachhaltiger Fonds hat einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck. Bei 10.000 Euro Investment kannst umgerechnet so viel CO2 einsparen wie auf einer 8000 km langen Autofahrt.

Wenn du deine Finanzen effektiv nachhaltiger gestalten willst, solltest du nach diesem Schema vorgehen:

Strategien für echte Nachhaltigkeit – Greenwashing vermeiden

Oben haben wir beschrieben, dass einzelne Maßnahmen zur Nachhaltigkeit gut und richtig, aber nicht ausreichend sind. Überall sieht man, wie Unternehmen z.B. für einen Vertrag einen Baum pflanzen oder mehr Frauen in Führungspositionen besetzen möchten.
Solche Maßnahmen können nur Teil einer gesamtgesellschaftlichen Transformation sein. Außerdem besteht die Gefahr, dass Unternehmen Ziele und Maßnahmen falsch priorisieren, Stichwort: Wesentlichkeit. Letztlich birgt ein solches unstrukturiertes Vorgehen die Gefahr, mehr Greenwashing und PR denn echte Nachhaltigkeitsentwicklung zu betreiben. Aus diesem Grund sind auf Gesellschafts- und Unternehmensebene sowie auf Ebene der Privathaushalte Strategien für echte Nachhaltigkeit nötig.

Es gibt jedoch nicht die eine richtige Strategie. Außerdem sind wir nicht alle von jetzt auf gleich nachhaltig. Aber es gibt einige Heuristiken (Daumenregeln), mit denen du und wir alle etwas für echte Nachhaltigkeit tun können. Diese Heuristiken unterteilen wir grob in zwei Sektoren:

  • Strategien, die alle anwenden können bzw. sollten und
  • solche, die nur für Wirtschaftsunternehmen gelten.

Betrachten wir zunächst Ansätze, die alle verfolgen können.

Unnötiges erkennen und vermeiden

Bei Nachhaltigkeit denken viele zunächst an Verzicht und damit Verlust. Dabei müssen wir uns im ersten Schritt gar nicht einschränken. Als erstes geht es darum, unnötige Verhaltensmuster zu erkennen und diese zu vermeiden oder zu reduzieren. Ein ganz einfaches Beispiel ist der Wasserkocher.

Wenn du dir eine Tasse Tee machst, ist es unnötig, das Ding randvoll zu machen und das gesamte Wasser zu erwärmen. Denn das kostet Energie. Indem du zukünftig nur noch so viel Wasser in den Kocher machst, wie du wirklich brauchst, tust du bereits etwas für die Umwelt. Denn jede nicht verbrauchte Kilowattstunde Strom ist gut. Würdest du deswegen sagen, dass du auf etwas verzichten musst? Wohl kaum. Solche Beispiele gibt es hunderte. Prüfe einfach ab sofort, was du den lieben langen Tag so machst und du unsinnig Energie oder Ressourcen verbrauchst.

Nötiges erkennen und tun oder unterlassen

Der nächste Schritt ist es, zu erkennen, was nötig ist, um nachhaltiger zu sein. Diese Maßnahmen solltest du zukünftig entweder ergreifen oder umgekehrt unterlassen. Hier musst du dich jedoch schon etwas bewegen und in der Regel Bequemlichkeiten aufgeben.

Es ist zum Beispiel nötig, dass wir unseren Fleischverzehr drastisch reduzieren. Wenn du zum Team „Fleisch ist mein Gemüse“ gehörst, wäre es also nötig, das zu reduzieren. Denn der größte Teil unserer landwirtschaftlichen Fläche geht für das Futter unserer Nutztiere drauf. Außerdem ist die Tierhaltung einer der größten CO²-Emittenten.

Ein anderes Beispiel ist der tägliche Weg zur Arbeit. Sinnvoll wäre es, den entweder zu Fuß oder mit dem Rad oder dem öffentlichen Personennahverkehr zurückzulegen und nicht mit dem eigenen Auto. Das Interessante ist, dass wir oftmals all diese Maßnahmen mit einem Verlust von Lebensqualität verbinden. Wenn wir genauer drüber nachdenken, ist es jedoch oft das Gegenteil. Verzicht kann ein Gewinn sein. Weniger Fleisch zu essen, bedeutet, gesünder zu bleiben. Wünschen wir uns nicht ständig Gesundheit? Mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren lässt dich fitter werden und du sparst sehr viel Geld.

Erkennen – reduzieren – kompensieren

Eine weitere Strategie ist der Dreiklang aus

  • Erkennen
  • Reduzieren
  • Kompensieren

Als Erstes müssen wir erkennen, wo und wie und wo wir die Umwelt schädigen. Das ist z.B. unsere Mobilität oder das Heizen der Wohnung. Als Nächstes prüfen wir, ob und wie wir die Schädigung (also z.B. den Ausstoß von CO²) reduzieren können. Das wären Maßnahmen wie weniger mit dem Auto fahren, an die Ostsee zu fahren, statt nach Bali zu fliegen oder die Raumtemperatur zu senken. Es gibt aber Emissionen, die wir nicht oder nur sehr schwer reduzieren oder vermeiden können. Das, was übrig bleibt, kannst du kompensieren.

Das geht beispielsweise über einen sog. CO²-Ausgleich. Ein solcher Ausgleich verhindert aber eben nicht den vorherigen Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen. Es ist also gerade nicht sinnvoll, jedes Jahr nach Bali zum Yoga-Retreat zu fliegen und den Flug kompensieren zu lassen.

Reduce – Reuse – Recycle

Ein weiterer Dreiklang ist:

  • Reduce
  • Reuse
  • Recycle

Nehmen wir dafür das Beispiel Klamotten. Das, was bei uns im Laden hängt oder im virtuellen Einkaufskorb landet, hat eine extrem lange Reise hinter sich. Unsere Sachen werden in fernen Ländern unter fragwürdigen Umständen hergestellt. Dabei werden Umwelt und Menschen vor Ort geschädigt. Im Schnitt kaufen Europäer 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Ein großer Teil davon wird nie getragen. Sinnvoll wäre es also, im ersten Schritt weniger zu kaufen und mehr zu tragen.

Was dir nicht mehr gefällt, kannst du umnutzen. Entweder machst du aus einer langen Hose eine kurze für den Sommer oder gibst es in den Second Hand Kreislauf.

Alles was dann wirklich nicht mehr geht, weil es kaputt ist, sollten wir recyceln. Häufig genug läuft es aber genau andersrum: Wir kaufen wie die Irren, schmeißen weg, weil wir ja denken: Wird schon jemand recyceln. Das Ergebnis: Müllberge von Fast Fashion in der Atacama Wüste.

Umnutzen vor neubauen und versiegeln

Deutschland soll jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen bereitstellen. So steht es im Koalitionsvertrag von 2021. Bundesbauministerin Geywitz sagt, der Neubau von Einfamilienhäusern ist ökonomisch und ökologisch unsinnig. Ein riesen Aufschrei nicht nur in der Twitter-Gemeinschaft. Dabei hat sie vollkommen recht. Ja, wir brauchen Wohnungen. Ja, Einfamilienhäuser sind ökonomisch unsinnig (das haben wir bereits mehrfach berechnet und erklärt) und der Neubau ist ökologisch unsinnig (das haben wir oben beschrieben).

Die Lösung ist es also, bestehende Flächen umzunutzen. Die Innenstädte veröden, Büro und Einkaufsflächen stehen leer. Es wäre für Umwelt und Gesellschaft also besser, würden wir etwas mit diesen Leerflächen anfangen, als auf der „grünen Wiese“ ständig Neubaugebiete auszuweisen. Sie ist also um 35% gestiegen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Unternehmen. Übrigens: Die Wohnfläche, die jede:r im Schnitt bewohnt, lag 2020 bei 47m². 30 Jahre vorher lag sie bei 35m².

Regionalitätsprinzip beachten

Ein letzter Punkt, den wir alle beherzigen sollten, ist da Regionalitätsprinzip. Was vor Ort produziert werden kann, sollte vor Ort produziert und konsumiert werden. 25% der weltweiten CO² Emissionen gehen auf das Konto des Transports.

Allein der Schiffsverkehr, der den größten Teil der globalen Waren transportiert, ist für 2,5% oder 1 Mrd. Tonnen CO² verantwortlich.

Wenn wir alle mehr darauf achten würden, Produkte aus der Region zu kaufen, würde das sinken. Außerdem bleibt die Wertschöpfung inkl. der Steuern und Sozialabgaben in der Region. Die Corona-Pandemie und der Rußlandkrieg in der Ukraine haben uns gezeigt, wir fragil die weltweiten Ströme sind. Wir würden also darüber hinaus resilienter. Achte z.B. beim nächsten Einkauf darauf, wo dein Gemüse herkommt.

Schauen wir uns nun an, was Unternehmen noch machen können, um wirklich nachhaltiger zu werden. Hier erfährst du auch, wie du Greenwashing erkennst.

Nachhaltigkeitsstrategie vor Einzelaktionen

Nachhaltigkeit muss ganz oben angesiedelt sein und das gesamte Unternehmen erfassen. Es reicht eben nicht, einen Baum zu pflanzen und gleichzeitig ein Geschäftsmeeting anzuberaumen, zu dem alle mit dem Auto oder Flieger anreisen müssen. Im besten Fall wird das gesamte Geschäftsmodell nachhaltig. Alle Bereiche des Unternehmens müssen sich auf den Weg machen und ihren Teil beitragen. Es ist übrigens egal, wie klein oder groß ein Unternehmen ist.

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Wesentlichkeit vor Unwesentlichkeit

Um zu erkennen, was im Unternehmen wesentlich für die Nachhaltigkeit ist, braucht es Kompetenz (siehe oben). Entweder in dem das Unternehmen eine eigene Abteilung dafür aufbaut oder sie sich die Kompetenz von außen einkauft. Nehmen wir das Beispiel Bekleidungshersteller. Unwesentlich ist es, ob die Firmenzentrale Photovoltaik auf dem Dach hat.

Wesentlich ist es, ob die Klamotten selbst nachhaltig (soziale und Umweltaspekte) hergestellt werden. Oder nehmen wir ein Architekturbüro. Es ist unwesentlich, ob sie mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Es ist wesentlich, ob sie im Kern ihrer Dienstleistung – also dem Entwerfen von Häusern – Nachhaltigkeit integrieren. Helfen sie ihren Auftrageber:innen also beispielweise nachhaltiger zu bauen, leisten sie einen viel größeren Beitrag, als wenn sie Fairtrade-Kaffee im Büro ausschenken

Nachhaltige Produktpalette vor Einzelprodukt

Manch ein Unternehmen stellt ein nachhaltiges Produkt ins (virtuelle) Schaufenster nach dem Motto: Seht her, wir sind nachhaltig! Lasse dich davon nicht blenden. Was bringt es, wenn Nestlé einen Bio-Faitrade-Müsliriegel rausbringt, aber gleichzeitig dutzende Milliarden damit verdient, Kleinbauern und Kleinbäuerinnen auszubeuten?

Lebensdauern verlängern

Das korrespondiert mit dem Aspekt „Reduce – Reuse – Recycle“. Ein Handy sieben statt 2 Jahre zu nutzen, bringt der Umwelt eine Menge. Aber dafür muss es auch so lange halten und Updates liefern. Schön, wenn wir die Jeans in eine kurze Sommerhose umnähen wollen. Wenn sie aber auseinanderfällt oder sich Sachen gar nicht mehr reparieren lassen, bringt das null. Unternehmen müssen also dafür sorgen, dass ihre Produkte länger halten. Dass das geht, zeigen ja Hersteller, die für Gewerbe und Industrie produzieren. Solche Produkte halten wesentlich länger.

Wissenschaft statt PR

Unternehmen geben viel Geld für ihre PR aus, auch und vor allem wenn es um Nachhaltigkeit geht. Da wird medienwirksam über einzelne Maßnahmen berichtet. Die Wissenschaft, die beschreiben kann, was wesentlich und was unwesentlich ist, wird ausgeblendet. Hauptsache die Story verkauft sich gut. Mehr im Sinne der Nachhaltigkeit tun Unternehmen, die sich von der Wissenschaft und nicht von der eigenen Marketingabteilung leiten lassen.

Wissenschaftsbasierte Ziele vor nicht-geprüften Ziele

Dieser Punkt folgt meistens aus dem Vorherigen. Unternehmen, die es mit der Nachhaltigkeit nicht so ernst meinen, wie ihre Hochglanzbroschüren und Werbevideos versprechen, setzen sich meistens Ziele, die kaum oder gar nicht wissenschaftsbasiert sind. Sie klingen einfach nur gut. Die Wissenschaft sagt, wir müssen den Eintrag von Nitrat in die Umwelt reduzieren. Die Quelle für Nitrat ist die Massentierhaltung. Die großen Mastbetriebe und Unternehmen haben aber keine Ziele zur Reduzierung. So findet man in den Nachhaltigkeitszielen von Wiesenhof exakt 0 Mal den Begriff Nitrat.

Smarte Ziele vor diffuser Entwicklungsrichtung vor keine Aussage zur Nachhaltigen Entwicklung

Am besten ist es, wenn Unternehmen SMARTE Ziele für ihre Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlichen. SMART steht für:

  • Specific (spezifisch)
  • Measurable (messbar)
  • Achievable (erreichbar)
  • Reasonable (attraktiv)
  • Time-bound (terminiert)

Denn hier ist klar, warum das Unternehmen die Ziele verfolgt, wie und wann sie diese erreichen möchte. So lässt sich in der Zukunft prüfen, ob das erfolgreich war. Selbstverständlich können nicht immer alle Ziele (fristgerecht) erfüllt werden. Dann muss das Unternehmen klären, woran es lag und Abhilfe schaffen. Ein besonders frappierendes Beispiel ist die Frauenquote in den DAX-Unternehmen. Alle DAX, MDAX und SDAX-Unternehmen müssen eine Zielvorgabe für die Besetzung des Vorstands mit Frauen vorlegen. Immerhin 55 von 160 Unternehmen (z.B. Delivery Hero, Deutsche Wohnen, HeidelbergCement und RWE planen im Jahr 2020 noch immer mit null Frauen.) haben 2020 das Ziel 0 herausgegeben. Das ist zwar spezifisch, messbar, erreichbar und terminiert, aber wohl kaum „attraktiv“.

Manche Unternehmen verstecken sich lieber hinter blumigen Ankündigungen, die sich kaum prüfen lassen. Am problematischsten ist es natürlich, wenn sich das Unternehmen gleich gar keine Ziele setzt.

CSR statt PR

CSR steht für Corporate Social Responsibility (gesellschaftliche Unternehmensverantwortung). Es ist der freiwillige Beitrag des Unternehmens zur nachhaltigen Entwicklung, die über das gesetzlich geforderte Mindestmaß hinausgeht. Viele Unternehmen neigen dazu, gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen als irgendwie besonders herauszustellen.

Ein klarer Fall von PR und Greenwashing. Nehmen wir das Beispiel mit der Frauenquote in der Führungsetage. PR ist es, wenn sich HeidelbergCement hinstellt und sagt: Seht her, wir haben eine Frauenquote festgelegt und tragen somit zur nachhaltigen Entwicklung Deutschlands bei. Juristisch haben sie natürlich recht. Doch faktisch tragen sie null zur Gleichberechtigung bei.

Mehr als gesetzliche Berichtspflicht erfüllt

Viele Kapitalgesellschaften sind verpflichtet, öffentlich über ihre Geschäfte zu berichten. Gerade Aktiengesellschaften müssen der Öffentlichkeit und ihren Anleger:innen Rechenschaft ablegen. Was genau sie berichten müssen, ist gesetzlich im HGB und im Aktiengesetz geregelt. Daneben gibt es für einzelne Branchen Sondervorschriften, auch für das Thema Nachhaltigkeit. So müssen Versicherer und bestimmte Makler:innen über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen berichten. Du kannst jedoch davon ausgehen, dass, wenn ein Unternehmen über diese gesetzliche Pflicht hinaus transparent von seinen Bemühungen berichtet, es ein echtes Interesse an Nachhaltigkeit hat. Ein gutes Beispiel dafür sind die Nachhaltigkeitsbanken. Gehe jedoch nicht unbedingt vom Gegenteil aus: Wenn ein Unternehmen also (noch) nicht berichtet, heißt das nicht unbedingt, dass nichts passiert.

Nachhaltige Finanzen und Versicherungen – Fazit

Es ist kompliziert. Wir befinden uns in der Finanzbranche noch recht am Anfang der Reise zur Nachhaltigkeit. Das Ziel jedoch ist klar und wird von eigentlich allen großen Marktteilnehmer:innen verfolgt. Wir sehen, dass mittlerweile alle Versicherer (für Banken und Kapitalanlagegesellschaften können wir nicht berichten) erste Schritte gehen.

Fakt ist: In der Finanzbranche dürfte der größte Hebel für eine nachhaltige Entwicklung liegen. Klar ist aber auch, dass vor allem in der Versicherungsbranche noch zu wenig auf Produkt- und Anbieterebene passiert ist. Hier hast du vor allem im Bereich Sachversicherungen und Biometrie keine wirksamen Produkte zur Auswahl. In der Altersvorsorge sieht es besser aus. Wenn wir aber von unten auf Beratungs- und Haushaltsebene Druck ausüben, beschleunigen wir diese Entwicklung.

Wir gehen hier voran und werden unseren Teil beitragen.

Wenn du Fragen oder Wünsche zu dem Thema: Nachhaltige Finanzen und Versicherungen hast, vereinbare einen kostenfreien Kennenlerntermin mit uns oder schreib uns direkt.

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