“Wer viel leistet und arbeitet, verdient viel”
Klingt komisch, aber 38% der Millionäre in Deutschland arbeiten nicht (Quelle: Katapultmagazin). Das Mantra des Leistungsprinzips, das besagt, wer viel leistet, verdient bzw. bekommt auch besonders viel, stimmt also nicht. Die meisten dieser Millionäre dürften ihren Reichtum leistungslos und komplett zufällig geerbt haben. Gleichzeitig leisten Millionen Menschen (Krankenschwestern, Erzieher, Reinigungskräfte, Pfleger usw.) in diesem Land extrem viel (Stichwort: Systemrelevanz), ohne dass sie viel bekommen. Verdient hätten sie es. Lasst uns also diskutieren, wie wir ein wirkliches Leistungsprinzip etablieren können.
“Der Markt regelt alles”
Es ist ein modernes Märchen: Die unsichtbare Hand des Marktes regelt alles zum Wohle der Allgemeinheit. Der Mythos ist zwar hinlänglich und vielfach widerlegt, wird aber immer wieder hervorgezaubert, wenn es darum geht, Marktfreiheiten zu verteidigen und den Staat zu stutzen.
Ein Beispiel aus der Versicherungswelt, wo der Markt aktuell ziemlich versagt: Die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Sie ist – vollkommen berechtigt – absolut notwendig und wird einhellig von allen Seiten (sogar dem Verbraucherschutz) empfohlen. Der Wettbewerb hat dazu geführt, dass die Bedingungen immer besser wurden und die Beiträge immer weiter gesunken sind. Für alle gesunken sind? Nein!
Gerade diejenigen, die den Schutz am dringendsten bräuchten, erhalten ihn nicht mehr oder können sich ihn nicht mehr leisten. Das betrifft alle hart körperlich arbeitenden Personen.
Der Grund?
Die sogenannte Dekollektivierung. Eine Versicherung funktioniert aber nur, wenn viele verschiedene Risiken einzahlen. Über das Gesetz der großen Zahlen gleichen sich die Risiken und damit Prämien aus. Leider haben die Versicherer begonnen, immer mehr Berufsgruppen zu unterscheiden. Damit gibt es nicht mehr eine Prämie für alle, sondern tausend verschiedene, je nachdem wie hoch das Risiko in dem Beruf ist.
Das Problem:
Das Prinzip Versicherung funktioniert quasi nicht mehr. Das noch größere Problem: Die privaten Versicherer kommen da selbst nicht mehr raus. Sollte eine Versicherung beginnen, wieder eine einheitliche Prämie zu verlangen, gehen die ganzen Ingenieur*innen weg zu einer anderen Versicherung, wo sie viel geringere Beiträge zahlen. Übrig bleiben die Dachdecker*innen mit ihren hohen Risiken. Der Beitrag wächst immer weiter, bis ihn sich keine*r mehr leisten kann.
Die Scheinlösung: Die Versicherer erfinden neue Absicherungsprodukte. Die gibt es schon. Doch die teilen langsam aber sicher das gleiche Schicksal. Die Prämien differenzieren sich ebenso aus.
Die Lösung:
Eine Pflichtversicherung durch den Staat. Das wäre die gesetzliche Rentenversicherung. Diese müsste das Berufsunfähigkeitsrisiko (wieder) absichern. Oder aber eine Versicherungspflicht mit Annahmezwang sowie Maximalbeiträgen und Mindestbedingungen. Das könnten dann auch die privaten Versicherungen leisten. Das gibt’s ja schon im Bereich Kranken- und KFZ-Haftpflichtversicherung.
“Finanzberatung ist kostenlos”
Ja, du bezahlst deine*n Berater*in oder Makler*in meistens nicht direkt. Aber dennoch kostet die Beratung Geld. Diese Kosten verstecken sich in deinen Beiträgen zu Versicherungen und Anlageprodukten. Je mehr und je teurer die Verträge, desto teurer wird die Beratung. Deswegen kann sich die vermeintlich kostenfreie oder günstige Beratung am Ende des Tages als ganz schön teuer herausstellen. Nämlich dann, wenn du feststellst, dass du viele Produkte nicht oder nicht in der Form brauchst. Deswegen ist es besser, wenn du deine*n Expert*in direkt bezahlst.
Es wird alles immer teurer!
Falsch!
Wenn man sich anschaut, wie lange man für einzelne Güter im Schnitt arbeiten muss:
- Klassische Damenpumps: 1991 – Fast sieben Stunden / 2011 – Etwa fünf Stunden (-30%)
- Ein Herrenanzug: 1991 – 20 Stunden / 2011 – 14 Stunden (-30%)
- Ein Liter Milch: 1991 – Vier Minuten / 2011 – Drei Minuten (-25%)
- Briefporto: 1960 – Fünf Minuten / 2016 – Zwei Minuten (-60%)
- Benzin: 1960 – 14 Minuten / 2016 – 4 Minuten (-70%)
- Kinobesuch: 1960 – 37 Minuten / 2016 – 26 Minuten (-30%)
- Schweinekotelett: 1960 – 155 Minuten / 2016 – 28 Minuten (-80%)
- Bohnenkaffee: 1960 – 210 Minuten / 2016 – 19 Minuten (-90%)
- Strom (200 kWh): 1960 – 599 Minuten / 2016 – 219 Minuten (-65%)
- Waschmaschine: 1960 – 13.282 Minuten / 2016: 1.366 Minuten (-90%)
- Fernseher: 1960 – 20.805 Minuten / 2016 – 1.451 Minuten (-95%)
Wir sehen zwar jeden Tag die Preisschilder und erinnern uns an die Kugel Eis für eine Mark, vergessen aber, dass wir (oder unsere Eltern/Großeltern) damals auch viel weniger verdient haben. Du musst also für die gleichen Dinge, die zwar nominal mehr kosten, weniger arbeiten.
“Wohnen wird immer teurer!”
Seit 2008 ist der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen im Schnitt um 18% gesunken. Selbst Haushalte, die zur armutsgefährdeten Bevölkerung gehören, zahlen weniger als vor 10 Jahren. Quelle: Destatis
“Vergleichsportale sind unabhängig”
Nö, die kriegen wie die bösen Versicherungsvertreter*innen und Makler*innen Provisionen bzw. Courtagen. Ein Schelm wer Böses denkt. Vertraut den Portalen also nicht blind, sondern vergleicht die Ergebnisse der Portale miteinander. Am besten wäre jedoch ein Vergleichsvergleichsportal!
“Nur jeder Achte glaubt, selbst einmal berufsunfähig zu werden”
Tatsächlich scheidet jede*r Vierte krankheitsbedingt länger als sechs Monate aus seinem*ihrem Beruf aus und ist damit zumindest zeitweise BU. Das ist wieder ein schöner Denkfehler. In die gleiche Kategorie fällt auch der hier: Mehr als die Hälfte der Befragten hält sich für einen überdurchschnittlichen Autofahrer. Das ist mathematisch jedoch gar nicht möglich.
“Ich arbeite im Büro, ich werde nicht berufsunfähig”
Klar, dein Risiko, aus gesundheitlichen Gründen deinen Job nicht mehr ausüben zu können, ist kleiner als für einen Dachdecker. ABER: Ursache Nummer 1 in Sachen Berufsunfähigkeit sind psychische Erkrankungen, also Depressionen, Burn-out usw. Und die treffen alle. Überproportional Personen, die Bürojobs machen. Also: auch Büroleute brauchen hier eine Absicherung.
Alles zum Thema BU und Co. HIER.
“So eine Unfallversicherung reicht doch als Absicherung!”
Falsch!
Nur jede*r Zwanzigste kann aufgrund eines Unfalls nicht mehr arbeiten. Eine Unfallversicherung ersetzt also keinesfalls eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie kann lediglich eine sinnvolle Ergänzung sein.
“Nur der*die Hauptverdiener*in braucht eine Todesfallabsicherung”
Falsch!
Wenn der*die Hauptverdiener*in stirbt, fehlt Einkommen. Logisch. Allerdings fehlt auch Einkommen, wenn der andere Partner stirbt. Denn als alleinerziehender Papa oder Mama kannst du kaum noch Vollzeit arbeiten gehen. Wenn doch, brauchst du höchstwahrscheinlich Hilfe im Haushalt oder bei den Kindern. Also: Bei der Todesfallabsicherung immer beide Eltern berücksichtigen.
Alles zum Thema Familie / Familienplanung HIER.
“Vorsorgevollmacht? Brauch ich nicht! Ich bin doch verheiratet”
Doch!
Bist du aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr entscheidungsfähig, kann nicht einfach so dein*e Ehepartner*in die Dinge für dich regeln. Wenn du keine Vorsorgevollmacht hast, wird ein*e gerichtlich bestellte*r Betreuer*in dein Vormund.
Das passiert 220.000 Mal jedes Jahr in Deutschland. Über 1.350.000 Bürger*innen sind heute geschäftsunfähig. In 90% der Fälle leben sie unter gerichtlicher Betreuung.
Deshalb sollte sich jede*r mit dem Thema auseinandersetzen!
“Bei uns wurde noch nie eingebrochen, ich brauche keine Versicherung!”
Das ist ein klassischer Denkfehler. Statistisch gesehen, ist ein Einbruch bei dir wahrscheinlicher, als bei jemanden, bei dem bereits eingebrochen wurde. Du sagst ja auch nicht: Gestorben bin ich noch nie, ich brauche keine Risikolebensversicherung!
“Ein Blog oder Video reichen aus, um fürs Alter vorzusorgen oder Geld anzulegen”
Mittlerweile gibt es für alles Mögliche Expert*innen. Die tummeln sich auf Blogs oder bei Youtube rum. Sie berichten mal witzig, mal nüchtern, wie DU zum Anlageprofi oder Altersvorsorgespezi wirst. Sie erzählen, dass du keine Beratung brauchst, sondern eigentlich alles selbst kannst. Du musst nur diesen Videokurs machen oder dieses kostenfreie PDF runterladen.
Sie sind keine Expert*innen, im Sinne, dass sie beruflich beraten. Dadurch haften für sie nicht für ihre Empfehlungen. Deshalb können sie dir bei deinen Anlage- oder Altersvorsorgeentscheidungen nicht helfen.
Lass dich deshalb besser richtig beraten. Richtige Berater*innen und Vermittler*innen haften für ihre Empfehlungen. Außerdem müssen sie sich weiterbilden und versichern. Der Gesetzgeber verlangt, dass sie ihren Rat begründen. So können sie dir wirklich helfen. Die ganzen Finanz-Blogger*innen und Finanz-Youtuber*innen nicht.
“Fang früh an zu sparen und nutze den Zinseszins-Effekt!”
Wohl kaum ein Argument wird öfter um die Ohren genervter Kunden geworfen: der Zinseszins-Effekt. In der Theorie funktioniert der super: Mit 25 Jahren anfangen zu sparen und 40 Jahre Zinseszinsen nutzen. Nur leider kommt häufig die Realität dazwischen: Familie, Haus, Selbstständigkeit, Auslandsaufenthalt, Erkrankung, Scheidung etc. pp. Und dann heißt es immer wieder: Ran ans Guthaben. Aus diesem Grund kann der Zinseszins häufig gar nicht wirken.
Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll, so früh wie möglich fürs Alter vorzusorgen, sondern erst dann, wenn die Unwägbarkeiten entweder überstanden sind oder ausreichend Rücklagen zur Verfügung stehen.
“Ich lege Geld besser an als der Durchschnitt”
Diesen Denkfehler gibt es in vielen Formen. Am beliebtesten bei Autofahren. Mehr als die Hälfte hält sich für die bessere Hälfte der Autofahrer. Das geht natürlich nicht. Einen solchen denkfehler nennt man “overconfidence bias”. Beim Geldanlegen wird dieser Denkfehler aber echt teuer. er sorgt dafür, dass wir zu spät, zu früh, zu wenig oder zu viel investieren. Er sorgt dafür, dass wir in falsche Anlageklassen, Produkte oder Länder investieren. Er sorgt dafür, dass wir Risiken vergessen oder falsch einschätzen und Chancen überschätzen.
Deshalb: Hol dir professionelle, unabhängige Hilfe bei deiner Geldanlage.
“Auf Erfolge in der Vergangenheit setzen”
Viele setzen auf Erfolge in der Vergangenheit um zukünftig erfolgreiche*r Unternehmer*in oder Anleger*in zu werden. Ein fataler Fehler, der meist Geld und Nerven kostet.
- Unternehmer*innen und Anleger*innen, die keinen Erfolg hatten, verschwinden einfach.
- Unternehmer*innen und Anleger*innen, die Erfolg hatten, werden/bleiben sichtbar und schreiben darüber in ihren Blogs oder stehen auf den Titelseiten einschlägiger Zeitschriften.
Das nennt man survival bias.
Diese erfolgreichen Unternehmer*innen und Anleger*innen erklären, warum sie erfolgreich sind bzw. in der Vergangenheit waren. Die Betrachtung ist immer retrospektiv.
- Problem 1:
Erfolg ist multikausal. Er hat viele verschiedene Ursachen. Erfolg hat nicht DIE eine Ursache. Außerdem ist der Anteil einzelner Ursachen nicht bestimmbar. - Problem 2:
Erfolg ist meist Glück. Das hören zwar die Erfolgreichen ungern, ist aber so. Das nennt man overconfidence bias. Glück ist aber nicht reproduzierbar und taugt somit für eine Strategie der Zukunft nicht. - Problem 3:
Die gewählten Instrumente, Strategien haben in der Vergangenheit funktioniert. Sie waren (vielleicht) Teil der Ursache warum er oder sie bis heute Erfolg hatte. Was vor 10 oder 20 Jedoch zum Erfolg führte, funktioniert heute vermutlich nicht mehr.
Deshalb: Mache einen Bogen um Berichte erfolgreicher Unternehmer*innen und Anleger*innen.
“Niedrige Gesetzliche Renten bedeuten automatisch Altersarmut”
„Altersarmut: Millionen Rentner erhalten nicht einmal 1.000€“ lautete eine Schlagzeile im Fachmagazin AssCompact 01/2021.
Klingt dramatisch, muss es aber gar nicht sein. Denn hier geht es um Zahlrenten in der Gesetzlichen Rentenversicherung.
Was sagt diese Schlagzeile NICHT aus? Wie viele dieser Rentner*innen andere Einkünfte haben. Das können Folgende sein:
- Vermietung/Verpachtung, also die vermietete Eigentumswohnung;
- Kapitalerträge, also das geerbte Aktiendepo;
- Selbstständigkeit, also Menschen, die noch (freiwillig) im Unternehmen arbeite;
- privaten Renten, also Menschen, die aus welchen Gründen selbst, privat vorgesorgt haben;
- Versorgungswerke, also zum Beispiel Renten aus dem Versorgungswerk der Steuerberater*innen oder Ärzte*Ärztinnen.
Die Steuerberaterin, die 5 Jahre als Lohnbuchhalterin gearbeitet und sich deswegen Ansprüche aus der Gesetzlichen Rente in Höhe von 200€ verdient hat, jedoch aus ihrem Versorgungswerk noch 2.800€ bekommt, kann wohl kaum als „arm“ bezeichnet werden, oder?
Wie viele dieser Rentner*innen gutverdienende oder vermögende Partner*innen haben und überhaupt nicht auf die gesetzliche Rente angewiesen sind.
Die Gattin des ehemaligen Inhabers eines mittelständischen Unternehmens, die früher lediglich etwas „Taschengeld“ hinzuverdient und deswegen vielleicht nur 300€ aus der Gesetzlichen Rente bezieht, kann wohl kaum als „arm“ bezeichnet werden, oder?
Und zuletzt: Warum der Begriff „Zahlrente“? Weil Renten bestimmte Hinzuverdienstgrenzen haben. Wenn also jemand noch nennenswerte Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit hat, also irgendwo Voll- oder Teilzeit arbeiten geht, wird die gesetzliche Rente z.T. reduziert.
Du siehst, dass hinter einem scheinbaren Fakt, der in einer Schlagzeile daherkommt, viel mehr stecken kann.
“Es ist doch egal, ob ich Miete zahle oder dafür mein eigenes Haus bei der Bank abbezahle!”
Ach wirklich?
Was häufig “vergessen” oder “übersehen” wird: Die Rate der Bank entspricht der Kaltmiete. Nebenkosten und Strom hast du weiterhin. Hinzu kommt die Instandhaltung. Im Laufe eines Immobilienlebens gibst du enorme Summen zur Instandhaltung aus. Das ist in der Kaltmiete “inklusive”. Vergessen darfst du auch nicht die Baunebenkosten. Das sind Kosten für Makler, Notar, Grunderwerbssteuer. Die summieren sich auf 10-20% je nach Objekt und Bundesland. Die Kosten sind einfach weg. Zu guter Letzt kommen noch zusätzliche laufende Kosten wie z.B. die Gebäudeversicherung dazu. Hier steigen die Beiträge in den letzten Jahren deutlich. Beiträge von über 50€ monatlich sind die Regel.
Deshalb: Lasse dich nicht von vermeintlich günstigen Raten blenden, sondern berücksichtige alle Kosten.
“Ein Haus oder eine Wohnung reichen zur Altersvorsorge”
Klar, du sparst dir die Kaltmiete. Damit bist du zumindest unabhängig von der Mietentwicklung. ABER: Die Nebenkosten zahlst du ja weiterhin. Hinzu kommen die Kosten für Sanierung und Renovierung. Gerade wenn Haus oder Wohnung in die Jahre gekommen sind, brauchst du Geld für die anstehenden Arbeiten. Auch für den alters- oder behindertengerechte Umbau benötigst du finanzielle Mittel. Das führt dazu, dass Eigentümer*innen mehr ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben, als Personen, die zur Miete wohnen.
Ja, die eigenen vier Wände können einen Teil der Altersversorgung sein, aber du brauchst auch zusätzliche laufende Einnahmen z.B. aus gesetzlichen oder privaten Renten.
Alles zum Thema Altersvorsorge HIER.
“Ein Haus bauen, wird immer teurer”
Wenn man sich kürzere Zeitabstände und nur die nominalen Werte anschaut, stimmt das. Betrachtet man längere Zeiträume (bis 1975) und berücksichtigt die Entwicklung Nettoeinkommen, ändert sich das Bild. Auskunft darüber, wie erschwinglich eine Immobilie ist, gibt der Erschwinglichkeitsindex. Dieser sinkt zwar seit 2013 kontinuierlich, befindet sich aber immer noch auf dem Niveau von 2006 und liegt ungefähr 2,5 Mal so hoch wie 1975!
Es ist also heute wesentlich erschwinglicher eine eigene Immobilie zu erwerben.
Quelle: https://www.kreditvergleich.net/statistiken/immobilienpreise-deutschland
“Immobilien werden immer wertvoller”
Ständig liest du über immer weiter steigende Immobilienpreise. In München sind sie zuletzt um 10% auf fast 10.000€ pro m² für eine Wohnung gestiegen. In Düsseldorf ist es sogar über 20% teurer geworden. https://de.statista.com/infografik/24157/kaufpreise-von-neubauwohnungen-in-deutschen-grossstaedten/
Viele denken dann: Verdammt, da muss ich doch einsteigen und investieren, um von dem Boom zu profitieren! Die Idee dahinter: Kaufe eine Wohnung oder baue ein Haus, vermiete es und verkaufe es später gewinnbringend.
Damit das Konstrukt aufgeht, ist der Verkaufspreis entscheidend. Die Miete lassen wir mal außen vor. Bei all den Statistiken zur Immobilienpreisentwicklung geht es immer um den NEUBAU, nicht um Bestandsimmobilien. Wenn du jetzt also neu baust oder kaufst, ist es deutlich teurer als vor 10 Jahren. Richtig. Wenn du das Objekt aber in 20 oder 30 Jahren verkaufen möchtest, verkaufst du nicht zu NEUBAU-Preisen, sondern zum Wert der Bestandsimmobilie. Und der ist ohne aufwändige und teure Sanierungen und Renovierungen geringer. Schau dir dazu einfach Häuser an, die 20 oder 30 Jahre nicht saniert und renoviert wurden.
Lasse dich also nicht von der Entwicklung der NEUBAU-Preise blenden und vorschnell in Immobilien investieren!
Alles zum Thema Immobilien HIER.
“Immobilienbesitzer*innen sind vermögender”
Studien zeigen immer wieder, dass Hauseigentümer*innen vermögender sind als Mieter*innen. Die Ursache liegt in der Spardisziplin. Als Hauseigentümer*in bist du gezwungen, den (meist nötigen) Kredit abzuzahlen. Mieter*innen haben zwar meist eine geringere Belastung, investieren diesen Vorteil aber selten. Dadurch haben Eigentümer*innen im Alter deutlich höhere Vermögen als ihre mietenden Altersgenoss*innen. Das wird vielfach als DAS schlagende Verkaufsargument für (meist selbstgenutztes) Wohneigentum genutzt: Investiere in Immobilien, dann bist du später reicher!
ABER: Das gilt nur für diejenigen, die den Kredit abzahlen und bis zum Schluss durchhalten. Es handelt sich also um einen #Denkfehler. In die Gruppe der Mieter*innen fallen natürlich auch die gescheiterten Immobilienbesitzer*innen. Wir vergleichen also die erfolgreichen Eigentümer*innen mit den Mieter*innen und nicht erfolgreichen Ex-Eigentümer*innen. Dadurch wird der Vergleich verzerrt.
Um zu prüfen, ob Immobilien wirklich reicher machen, müsste man alle, die jemals Immobilien gekauft oder gebaut haben mit denen vergleichen, die das niemals getan haben. Eine solche Untersuchung existiert unserem Wissen nach jedoch nicht.
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“Wenn ich Veränderung will, muss ich alles auf einmal anpacken!”
Wir wollen vielfach bessere Menschen werden: sportlicher, gesünder essen, nachhaltiger leben, Bücher lesen statt durch den Newsfeed scrollen oder die Finanzen regeln. Vieles davon erinnert an die Neujahrsvorsätze. Das meiste klingt gut, man startet voller Elan und stirbt recht schnell ab.
Der Grund ist häufig, dass wir uns zu viel auf einmal vornehmen und die Macht der kleinen Schritte unterschätzen. Ein kleiner Mensch startet ja auch nicht mit einem Marathon oder 1.500m Hürden, sondern mit kleinen, unsicheren Schritten. Einen vor den anderen.
Genau so sollten wir auch an Lebensstil-Änderungen gehen: Mit vielen, kleinen Schritten, statt wenigen riesigen Änderungen, die entmutigen oder überfordern. So hast du viele, kleine Erfolgserlebnisse und bleibst dran. Wenn du dann nach einer Weile zurückschaust, siehst du die krasse Veränderung.
Für den Bereich Finanzen und Versicherungen heißt das, nicht auf einen Schlag die Konten aufzuräumen, Versicherungen auszumisten, Deckungslücken zu schließen, die Altersvorsorge zu regeln und die Notfallplanung zu klären. Sondern sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, zu priorisieren und mit einem, kleinen Thema zu beginnen. Sinnvoll hierbei ist es natürlich, wenn du mit den wichtigen und dringenden Aspekten beginnst.
“Wenn ich im Ruhestand bin, mach ich all das, was ich immer schon wollte!”
Wir leben zumeist noch immer eine Dreiteilung: Erst (Aus)bildung, dann Arbeit und zum Schluss Rente. Da schieben wir Überstunden, um mehr Geld zu verdienen und freuen uns auf den Ruhestand, wie auf das Wochenende oder den Jahresurlaub. Dort wollen wir dann all das machen, wofür während der Erwerbsphase keine Zeit blieb. Doch was ist, wenn ich nach einem Jahr im Ruhestand eine schwere Krankheit habe? Oder erst gar nicht bis zum Ruhestand komme? Anders gesagt:
In der ersten Hälfte unseres Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben, in der zweiten Hälfte opfern wir unser Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen. (Voltaire)
Hinzu kommt, dass es unglaublich schwierig ist, von 100 auf 0 zu schalten. Im Job immer Gas geben um plötzlich, von einem Tag auf den anderen “”nichts”” mehr zu machen? Das wirft viele aus der Bahn.
Sinnvoller und gesünder wäre es, wir würden in der Erwerbsphase nur 20 oder 30 Stunden arbeiten. Wir hätten Zeit und Lust für vieles, was wir immer schon tun wollten. Statt mit 67 Jahren plötzlich komplett mit arbeiten aufzuhören, könnten wir noch 10 oder 15 Stunden einige Jahre weiter arbeiten. Wir würden noch gebraucht und könnten unsere wichtigen Erfahrungen mit den Nachfolgenden teilen.
Lasst uns doch aus dem Ruhestand einen Unruhestand machen! Wie denkst du darüber?
Wir hoffen, dass euch der Beitrag “23 teure Denkfehler, die dich viel Geld kosten” Spaß gemacht hat und euch langfristig hilft. Bei Fragen und Wünschen immer gern her damit.