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Mythos Steuervorteile

Wir erklären, warum du das Wort Steuervorteile lieber ganz schnell aus deinem Wortschatz streichen solltest, wenn es um Geldanlage und Versicherungen geht.

Wir erklären, warum du das Wort Steuervorteile lieber ganz schnell aus deinem Wortschatz streichen solltest, wenn es um Geldanlage und Versicherungen geht.

Steuern sparen gehört zu den Lieblingshobbys und den scheinbaren Grundrechten der Deutschen. Vor allem im Finanzbereich ist der Hinweis auf Steuervorteile besonders beliebt. Altkanzler Helmut Schmidt hat es mal so ausgedrückt: Wer die Pflicht hat, Steuern zu zahlen, hat das Recht Steuern zu sparen.

Da wir ständig zu diesem Thema gefragt werden, haben wir uns gedacht: Beleuchten wir das Thema doch mal näher und schauen hinter die schönen Werbeversprechen.

Was sind Steuern?

Am Anfang steht die Frage, was Steuern überhaupt sind. Steuern nimmt „der“ Staat ein, um damit seine Ausgaben zu finanzieren. Im Unterschied zu Beiträgen oder Gebühren, wie Kitagebühren, Krankenversicherungsbeiträgen oder den Müllgebühren sind Steuern nicht zweckgebunden. Das bedeutet, die ganzen Steuern kommen in einen großen Topf und dann beraten die Politiker darüber, wie viel Geld in die einzelnen Bereiche, wie Zuschuss zur Rente, Militär, Bildung usw. fließt. Du kannst also nicht nachvollziehen wo deine 1.623,81€ Einkommensteuer hinfließen.

Mit diesen Steuern werden alle Staatsausgaben bestritten, also z.B. das Straßenlicht, der Polizeieinsatz beim nächsten Fußballspiel, die Sanierung der Autobahnbrücke, der neue OP-Saal im Krankenhaus, der Hausmeister der Schule und eine Menge mehr. Jeder, der Steuern sparen möchte, spart also am Licht auf dem Fußweg, der Sicherheit beim Fußball, an der Einsatzfähigkeit der Krankenhäuser und der Sauberkeit auf dem Schulhof seiner Kinder.

2013 kamen übrigens über 600 Milliarden Euro zusammen. Pro Kopf gut 7.500€ und damit sieben Mal mehr als 1950. Der Anteil der Steuern an der gesamten Wirtschaftsleistung beträgt seit 1950 aber relativ konstant um die 22%.

Der böse Staat

Vielfach wird vom bösen, trägen oder gierigen Staat gesprochen. Von „den da oben“, ohne zu wissen, wer „die“ eigentlich sind. In jedem Fall haftet dem Staat ein negatives Image an. Dabei ermöglich „der“ Staat wie oben gezeigt, dass es nachts auf der Straße hell ist, dass Kinder in die Schule gehen können, Kranke behandelt werden, Verbrechen aufgeklärt werden, Busse fahren, Menschen bestattet werden, du von A nach B kommst usw. Eine vollständige Liste würde ein ganzes Buch füllen. Was aber oft im Fokus steht, sind die Politiker, die sich scheinbar schamlos bereichern und horrende Diäten auszahlen lassen. Klar gibt’s auch unter Politikern unangenehme Menschen, so wie unter allen anderen. Nicht zuletzt bist DU, ja DU ein Teil dieses Staats. Du könntest ja auch auswandern und Teil eines anderen Staats werden. Machen aber nicht so viele, scheint also doch kein so böser Staat zu sein. Damit dieser Staat auch vernünftig funktioniert, braucht er Geld, unser Geld, denn wo soll es sonst herkommen?

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Das Schreckgespenst aller: Der böse Staat

Was sind Steuervorteile?

Der Staat benötigt viel Geld, um die ganzen Dinge zu finanzieren, die ihn ausmachen. Er ist also auf die Steuereinnahmen wie ein Unternehmen auf die Umsätze angewiesen. Und dennoch verteilt er an Unternehmen und Privatpersonen großzügig Steuervorteile. Literatur zum Beispiel ist für eine Dichter und Denkernation ein wichtiges Kulturgut. Also wird es nur mit 7% statt 19% Mehrwertsteuer belegt. Ein Steuervorteil. Eingetragene Vereine verfolgen einen gemeinnützigen Zweck und werden von Steuern, die z.B. Unternehmen zahlen müssen, befreit. Ein Steuervorteil. Verträge zur Altersvorsorge werden meist geringer besteuert als z.B. Aktien. Ein Steuervorteil. Steuervorteile begegnen uns also überall, versteckt oder offensichtlich, bekannt oder unbekannt.

Warum Steuervorteile?

So wie Steuern zur Finanzierung des Staats dienen, sollen Steuervorteile bestimmte Entwicklungen, Verhalten oder Produkte bevorzugen, um deren Existenz zu sichern (Vereine) oder sie überhaupt erst zu etablieren (Elektroautos).

Gerade neue Technologien brauchen Steueranreize, um überhaupt Fuß zu fassen, da deren Kosten am Anfang höher sind, als etablierte Technologien. Steueranreize bestehen dann meist so lang, bis die Kosten gleich oder geringer geworden sind. Wer sich z.B. eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach schraubt, bekommt für eine gewisse Zeit einen Mindestpreis für den verkauften Strom garantiert. Damit greift der Staat aktiv und zielgerichtet in die Wirtschaft ein, um die Energiewende voranzutreiben.

Manchmal gibt es aber auch Steueranreize, die Lobbygruppen erkämpft haben. So unterliegen Versicherungen nicht der Mehrwertsteuer (und die Provisionen ebenfalls nicht). Bis 2005 waren Renten- und Lebensversicherungen sogar gänzlich steuerfrei, wenn sie eine gewisse Zeit gelaufen sind. Einerseits hat der Staat damit die Menschen zur privaten Altersvorsorge ermuntert, andererseits haben die Versicherungen natürlich ein super Argument für den Verkauf bekommen.

Von echten und unechten Steuervorteilen

Wer früher sein Geld zur Versicherung geschafft hat und nach Jahrzehnten das Kapital oder eine Rente erhalten hat, konnte sich tatsächlich freuen. Während die eigene Hände Arbeit mit Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und evtl. Kirchensteuer mit durchschnittlich 20% belastet wurde, wanderten die Gewinne aus einer Versicherung gänzlich unberührt in die Tasche. Doch das ist Geschichte. Dafür hat man zahlreiche andere Lockanreize erfunden. Wenn man sich diese näher anschaut, entpuppen sie sich allzu häufig als Milchmädchenrechnung.

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Steuervorteile haben meist zwei Gesichter

Betriebliche Altersvorsorge

Die Altersvorsorge über den Betrieb wird ja gern als Nonplusultra verkauft: Steuervorteile und Sozialabgabenersparnis! Dabei sollte man sich aber schon mal anschauen, wer sich da was wirklich spart. Wir haben das bereits in einem älteren Beitrag gemacht und konnten zeigen, dass sich der Arbeitgeber tatsächlich Steuern und Sozialabgaben spart, der Staat oder genauer die Rentenversicherung Zuschüsse zur Krankenversicherung der Rentner und weniger Rente. Warum spart sich der Staat Rente? Nun, die Rente wurde und wird gekürzt mit dem Hinweis, dass die Menschen mehr privat vorsorgen sollen. Wenn die Bevölkerung nun genau das tut, ist das die Rechtfertigung für weitere Kürzungen. Und wer zahlt drauf? Der Sparer! Während des Erwerbslebens in Form von geringeren Sozialleistungen (Elterngeld, Krankengeld, Erwerbsminderungsrente) und später in Form von höheren Beiträgen zur Krankenversicherung. Denn anders als bei der gesetzlichen Rente zahlt der Bezieher einer Betriebsrente Krankenkassenbeiträge in voller Höhe darauf.

Riester-Rente

Zwar gibt’s hier beim Sparen sogenannte Zulagen oder Steuervorteile, die die Steuerlast reduzieren, wenn man denn eine Steuererklärung abgibt, dafür wird die Rente dann später zu 100% besteuert. Ob sich das wirklich lohnt, ziehen wir einmal in großen Zweifel. Außerdem erkauft man sich den vermeintlichen Vorteil mit großen Einschränkungen. Darüber hinaus langen die meisten Versicherer richtig heftig bei den Kosten zu. So wandern z.B. bei einem großen Anbieter knapp 5% der Zulage an uns als Vermittler. Richtig unangenehm kann es mit dem sog. Wohnriester werden. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, kann es hier zu einem bösen Erwachen kommen. Wenn Jahre nachdem der Wohnriester genutzt wurde, um das eigene Häuschen gefördert zu bauen, das Finanzamt plötzlich Steuern verlangt.

Basis-Rente

Der Geheimtipp um Steuern zu sparen, vor allem für Selbstständige und gut verdienende Angestellte. Wohl eher der Geheimtipp um schnell viel Geld zu verheizen. Der Hinweis für Selbstständige und gut verdienende Angestellte suggeriert eine Exklusivität, die sich niemand gern entgehen lässt, ähnlich wie das Thema Private Krankenversicherung. Doch Vorsicht! Wer hier allzu schnell den Ausführungen des freundlichen Bankberaters oder Versicherungsvertreters folgt, ist schnell viel Geld los. Geködert wird der Anleger damit, dass die Beiträge in einem gewissen Rahmen (max. 22.172€ pro Jahr) zu einem großen Teil (2015: 80%) als steuerreduzierender Betrag bei der Steuererklärung angesetzt werden können. Zahlt nun jemand 500€ pro Monat in den Vertrag ein, kann er 400€ davon bei der Steuer angeben. Verdient die Person um die 4.000€ brutto, reduziert er seine Steuerlast um 130€ im Monat. Toll! Oder? Dumm nur, dass er an das Geld bis zum 62. Lebensjahr nicht mehr herankommt. Aber man kann doch solche Verträge kündigen! Klar, kann man, aber das Geld wird erst zum 62. Lebensjahr ausgezahlt. Der Vertrag wird beitragsfrei gestellt und die Versicherung bucht jedes Jahr fröhlich die Verwaltungskosten ab. Wie lange das wohl läuft, bis in dem Vertrag kein Cent mehr ist? Ob das der Bankberater oder Versicherungsvertreter auch erzählt hat?

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Ein guter Vertreter hat immer ein paar Steuervorteile im Gepäck.

Vergiss Steuervorteile!

Wenn du Geld anlegst oder fürs Alter tatsächlich sparen willst, vergiss Steuervorteile und Zulagen! Die Steuergesetzgebung ändert sich doch sowieso alle Naselang. Nur weil grad irgendwas „gefördert“ wird, muss das morgen nicht mehr so sein. Da kann man sich dann trefflich drüber aufregen, über die da oben, rückgängig wird das einem geänderten Paragraphen nicht machen. Die Beispiele oben sollen vor allem zeigen, dass die meisten „Vorteile“ riesige Pferdefüße haben und man schon sehr gut rechnen können und informiert sein muss, um dem auf die Schliche zu kommen. Die Punkte, die wirklich zählen sind: Kosten, Verständlichkeit (Wohnriester und betriebliche Altersvorsorge haben wir bis heute nicht wirklich verstanden), Flexibilität, der richtige Zeitpunkt und Bedingungen. Alles andere ist Stochern im Nebel und Wahrsagerei. Über das Thema Ruhestand solltest du erst nachdenken, wenn du deine Absicherung geklärt hast, eventuelle Schulden getilgt sind, du einen ausreichenden Notgroschen aufgebaut hast und du dir sicher bist, kein Haus zu bauen oder aber das eigene Häuschen abbezahlt ist.

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