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Wann sollte ich eine Versicherung abschließen?

Wann soll ich eine Versicherung abschließen? Wie geht richtiges Risikomanagement? Fragen, die wir in diesem Beitrag beantworten.

Wann soll ich eine Versicherung abschließen? Wie geht richtiges Risikomanagement? Fragen, die wir in diesem Beitrag beantworten.

Wir versichern, was uns lieb und teuer oder dessen Verlust uns (finanziell) besonders schmerzt. Eine ganze Industrie lebt von der Angst (und ein bisschen von der Gier) und nährt sie durch geschicktes Marketing. Beides ist irrational und führt zu langfristig gesehen hohen und vermeidbaren Kosten. Dabei ist das Prinzip Versicherung eine tolle Sache: Es kommen Menschen zusammen und legen Geld in einen Topf. Wenn jemand einen Schaden hat, sorgt der Geldtopf dafür, dass der Schaden bezahlt wird. Da eine Versicherung erstens Gewinne machen muss (sonst geht sie irgendwann Pleite) und zweitens noch andere Kosten hat (Werbung, Papier, Büro, Strom usw.) ist der Beitrag, den du an eine Versicherung zahlst, immer höher als das eigentliche Risiko.

Daraus folgt, dass es am sinnvollsten ist, nur solche Risiken bzw. Schäden zu versichern, die man im Zweifel nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen kann. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das freilich aus den o.g. Gründen anders aus.

Um herauszufinden, was du wirklich versichern solltest, empfiehlt sich folgendes vierstufiges Vorgehen: identifizieren, vermeiden, minimieren, versichern.

Identifizieren

Manche Risiken erkennt man nicht auf dem ersten Blick

Als erstes geht es darum, Risiken zu erkennen und richtig einzuschätzen. Risiken begegnen uns überall und gehören zum Leben dazu. Auch wenn wir sie gern häufig komplett ausschalten würden. Aus dem Grund sind einerseits Untergangspropheten („Die Kernschmelze des Euros“) und andererseits Heilsbringer („Mit diesen 7 Aktien zum Reichtum“) so erfolgreich.

Zunächst sollten wir drei Begriffe klären: Schaden, Wahrscheinlichkeit, Risiko.

Ein Schaden ist ein ungewollter Verlust (in diesem Zusammenhang meist Geld). Folgende Fragen sollte man sich hier stellen: Welcher finanzielle Verlust droht im schlimmsten Fall? Ist der durchschnittliche oder der maximale Schaden relevant? Wie gehe ich mit dem Maximalschaden um?

Häufig wird mit Durchschnittsschäden hantiert: Der durchschnittliche Hausratschaden, der durchschnittliche Autoschaden usw. Wir glauben aber, dass sinnvoller ist, zu überlegen, was kann im schlimmsten Fall passieren und wie gehe ich damit um? Was nützt mir der Hinweis, dass der durchschnittliche Haftpflichtschaden z.B. 2.000 € beträgt, wenn der maximale Schaden bisher bei mehreren Millionen Euro lag? 2.000 € treiben mich nicht in den Ruin, 5 Millionen vermutlich schon.

Wahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist es, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt? Oder auch: Wie sind Schäden verteilt? Für jeden Einzelnen ist es ungewiss, wann er stirbt. Für eine genügend große Anzahl von Menschen kann man jedoch sagen, wie wahrscheinlich es ist, mit z.B. 50 zu versterben. Dabei gibt es nur sehr wenige Ereignisse, deren Eintritt ich sicher mit Wahrscheinlichkeiten vorhersagen kann. Dazu gehören z.B. der Münzwurf oder der Würfel. Über eine sehr große Anzahl von Versuchen kann ich sicher sagen, dass zu 50% Kopf bzw. zu 1/6 die Drei kommt. Bei den allermeisten Alltagsrisiken kann ich das nicht. Wichtig zu wissen ist, dass die meisten kleinen Schäden häufig und die wirklich großen Schäden eher selten vorkommen. Menschen haben häufig Schnupfen (kleiner Schaden) und selten eine Querschnittlähmung (riesiger Schaden).

Aua!

Risiko: Das Risiko ist grob vereinfacht die Wahrscheinlichkeit des Schadens multipliziert mit der Schadenausprägung. Das geht aber wieder nur, wenn ich beides exakt bestimmen kann. Bei allen anderen handelt es sich immer um Näherungswerte aufgrund von Schätzungen. Wirklich relevant ist das nur für die Versicherungsmathematiker. Die brauchen das, um den korrekten Beitrag zu berechnen. Am Beispiel des Münzwurfs wird es deutlich: Ich mache bei einer Wette mit (bei der ich nur verlieren kann): Bei Kopf muss ich 100€ zahlen. Mein Risiko beträgt 50€ (100€ x 50%).

Leider schätzen wir Häufigkeiten, Schäden und damit Risiken völlig falsch ein. Das hat etwas mit der Psychologie und unserer Wahrnehmung zu tun. So haben wir mehr Angst vorm Flugzeugabsturz als vorm Autounfall. Wir haben mehr Angst vor Terroranschlägen als vor multiresistenten Keimen.
Beispiel Privat:

Es ist sehr wahrscheinlich, dass du mal jemand anderen einen kleinen Schaden zufügst, z.B. einen Rotwein über die Jacke kippst. Der Schaden ist zu vernachlässigen. Extrem selten passiert dir ein wirklich großes Missgeschick. Es ist z.B. sehr wenig wahrscheinlich, dass du jemand so schwer verletzt, dass die Person nicht mehr arbeiten kann oder du den Herd vergisst und deswegen der ganze Wohnblock abbrennt. Möglich ist es aber. Wenn es dann passiert ist der Schaden jedoch so extrem, dass du ihn unmöglich selbst bezahlen kannst.

Deswegen solltest du deine Privathaftpflicht so hoch wie möglich versichern und eine Selbstbeteiligung vereinbaren.

Beispiel Gewerbe:

Wenn du beispielsweise einen Laden hast, ist es sehr wahrscheinlich, dass mal jemand etwas mitgehen lässt. Das ist in der Regel sehr ärgerlich, aber kaum existenzbedrohend. Brennt jedoch dein ganzer Laden ab, kannst du eigentlich direkt Insolvenz anmelden. Du müsstest ja alles inkl. der Ware ersetzen und neu kaufen. Zum Glück passiert das nur sehr selten, aber möglich ist es.

Aus diesem Grund ist eine Geschäftsinhaltsversicherung für dich wichtig.

Vermeiden

Wenn du deine Risiken kennst, solltest du überlegen, wie du sie vermeiden kannst. Oder anders gefragt: Wie kannst du das Risiko gegen 0 drücken? Denn Risiken, die du vermeidest, musst du nicht mehr versichern. Leider können wir die wenigsten Risiken wirklich gänzlich vermeiden.

Beispiel Privat:

Du hast Angst vor einer Pilzvergiftung. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar recht gering, der maximale Schaden aber riesig. Das Risiko vermeidest du nur, indem du keine Pilze mehr isst.

Beispiel Gewerbe:

Du hast für dein Unternehmen herausgefunden, dass bestimmte Zielgruppen (Automobil, Anwälte etc.) oder Zielländer (USA) hohe Risiken bergen. Du vermeidest das Risiko, indem du diese Zielgruppen oder Märkte nicht mehr bedienst und aus deinem Portfolio streichst.

Minimieren

Frage dich (oder deinen Berater) als nächstes: Kann ich Risiken/Schäden, die ich nicht vermeiden kann, minimieren? Häufig reduzierst du ganz automatisch Risiken, sobald zu sie erkannt (identifiziert) hast. So lernen Kinder. Sobald sie merken, dass etwas wehtut, lassen sie es sein oder passen besser auf. Hilfreich ist es, deine Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Denn oft sind Gewohnheiten nicht so gut, aber die lassen sich mit etwas Anstrengung ändern.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr? Falsch! Es ist nie zu spät, Gewohnheiten zu ändern.

Beispiel Privat:

Das Risiko Opfer von Hackern, Viren oder Trojanern zu werden, steigt ständig. Die Schäden steigen hier ebenfalls regelmäßig und bewegen sich mittlerweile im Milliardenbereich. Reduzieren kannst du das Risiko, wenn du gute Antiviren-Programme nutzt oder fragwürdige Emails nicht öffnest. Außerdem solltest du unterschiedliche, komplexe Passwörter benutzen und nicht überall dein Geburtsdatum.

Beispiel Gewerbe:

Einbrüche und die daraus resultierenden Schäden steigen ebenfalls. Es ist zwar schön, dass die Versicherung den finanziellen Schaden im Zweifel ersetzt, besser wäre es aber, wenn die Banden gar nicht erst eindringen würden. Es ist also sinnvoll, den Einbruchschutz zu verbessern, indem du beispielsweise die Türen besser sicherst. Dabei berät dich die Polizei. Einbrecher hassen es, wenn sie minutenlang an der Tür rumarbeiten müssen und verlassen lieber schnell das Gelände.

Versicherung

Ja, und das, was jetzt noch „übrig“ bleibt, kannst du versichern, musst es aber nicht. Das kommt darauf an, wie viel Risiko du selbst tragen kannst und willst und was du lieber an eine Versicherung abgibst. Grundsätzlich gilt das oben Gesagte: Du solltest nur versichern, was dich im schlimmsten anzunehmenden Fall, ruiniert oder nicht ruhig schlafen lässt.

Selbstverständlich gibt es auch dabei nie eine hundertprozentige Sicherheit. Es gibt Dinge, die du schlicht nicht versichern kannst. Oder Dinge, die du zwar versichern, aber nicht bezahlen kannst. Oder Dinge, bei denen die Versicherung aus berechtigen Gründen eine Entschädigung verweigert.

Aus diesen Gründen ist es in jeden Fall wichtig, dass du über einen ausreichenden Notgroschen verfügst, auf den du zurückgreifen kannst.

Wenn du diese Punkte beherzigst, sparst du langfristig gesehen eine Menge Geld: Weil du überhöhte oder unsinnige Versicherungsbeiträge vermeidest und weil du im Schadensfall nicht im Regen stehst.

Dabei helfen wir dir gern! Vereinbare einfach online einen Termin bei uns.

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